„We Walk Alone“ von Hannes Heikura

Bildschirmfoto 2014-09-08 um 9.57.51 PM

Vor einiger Zeit war ich mal wieder in meinem Lieblingsbuchladen am Haus der Photographie, strich über die Stapel der Bildbände, wie andere die Qualität eines Stoffes in der Mode-Abteilung eines Kaufhauses prüfen. Ich mag besondere Bücher, schön aufgemacht, in einem visuell und haptisch interessantem Einband. Manchmal ist aber auch der Titel und „We Walk Alone“ berührte meine melancholische Ader. Also nahm ich das Buch mit auf die Couch im Laden und versank in den Bildern, in der Schwärze, dem punktuellem Licht, in dem man meist einzelne Menschen findet, Spiegelungen, Streiflichter oder Schatten von Figuren. Unglaublich, was für eine Atmosphäre der finnische Künstler in seinen Bildern schafft. Bilder, die mich hinschauen lassen, Bilder wie ein Gedicht,  das Szenen nur schemenhaft umreisst und der Phantasie Spielraum lässt.

HDR adé, Kontraste satt. Dramatik, Leidenschaft. Natürlich musste ich diese Bilder mit nach Hause nehmen.

 

All things strange are valuable. A strange picture contains endless interpretations. It is an enigma that will not leave you alone.

(Hannes Heikura in „We walk alone“)

 

So großartig ich die Bilder finde, so eingeschränkt kann ich dieses Buch nur empfehlen. Wenn man von den Bildern nicht so angesprochen ist wie ich, wird man sich ärgern, denn leider ist der Band von nicht wirklich guter Qualität. Manche Seiten haben Wellen und die Bindung ist so straff, dass man das Buch an manchen Stellen nicht richtig bzw. flächig aufklappen kann. Der Mitarbeiter des Buchshops wird dieses Buch aus den Gründen auch nicht mehr nachbestellen. Schade, dieser Künstler hätte mit diesen Bildern die beste Qualität verdient.

Dark Zone and We Walk Alone. It was a challenge to make you. I hope you will stand the test of time better than we people do.

(Hannes Heikura in „We walk alone“)

Aber die Bilder lege ich euch ans Fotografen-Herz: Leider ist es schwierig, sie euch zu zeigen. Einen etwas lieblosen Blick in den Buch kann man hier sehen. Und einige Bilder auf der Webseite von Hannes Heikura sehen. Die meisten Bilder spuckt aber tatsächlich die Google-Bildersuche aus. Dieses Video zeigt ein leider nicht-untertiteltes Interview mit dem Künstler und zeigt auch einige Bilder, aber vielleicht versteht ihr ja finnisch ;-), immerhin gewährt es einen Eindruck von Herrn Heikura.

Eine tolle Präsentation mit einer unglaublich dramatischen Musik (2046 – Shigeru Umebayashi – Main Theme)  habe ich auf vimeo gefunden, allerdings zu seinem Werk „Dark Zone“, am besten im Vollbildmodus ansehen! Bilder! Musik! Inspiration! 

 

 

29 Antworten zu „We Walk Alone“ von Hannes Heikura

  1. klaus sagt:

    Danke für den Tipp. Das Beste, was ich in letzter Zeit an s/w Fotos gesehen habe. Sehr inspirierend.

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  2. Ja, ich bin auch hin und weg von den Bildern in dem Filmchen. Das sind wirklich beeindruckende SW-Bilder, wie ich sie lange nicht mehr gesehen habe. Hm, nach deinen warnenden Hinweis in Bezug auf das Buch zögere ich nun doch, ob ich es bestellen soll. Aber ich würde mich gerne genauer damit auseinandersetzen …

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      Vielleicht kannst du es dir zur Ansicht irgendwo bestellen? Ich wollte es so sehr haben, dass ich über die Schwächen hinwegsehen kann :-). Aber in dem Filmchen wird Dark Side und nicht We Walk Alone gezeigt, ist aber nur ein feiner Unterschied.

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      • Ich glaube, ich muss auch über die Schwächen hinwegsehen. Die Fotos sind einfach zu gut … Was hast du dafür gezahlt?
        Mich würde auch interessieren, ob die Fotos mit Digitalkameras oder noch mit gutem altem Analogfilm aufgenommen wurden …

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        • Verfasser

          Ich habe wohl so 40€ gezahlt. Ob analog oder digital kann ich dir nicht sagen, aber ist das Angesichts der Präsenz dieser Bilder wirklich wichtig? Die sind unglaublich intensiv oder?

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          • Na ja, das ist schon insofern wichtig, als ich mich frage, ob man solche Fotos auch mit einer Digitalkamera schafft … Ich habe früher ja noch mit Schwarzweiß-Film fotografiert, selbst Film und Bilder im Labor entwickelt. Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass man bei schwierigen Lichtverhältnissen (eben Gegenlicht und Dunkelheit) deutlich bessere Ergebnisse erzielt als heute mit den digitalen Spiegelreflexkameras …

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            • Verfasser

              Verstehe. Ich habe diesen Vergleich leider nicht, aber es gäbe noch eine weitere Möglichkeit: Du könntest diese Effekte auf gar nicht so dunkel bzw. kontrastreich belichteten Bildern in der Postproduction erzielen. Möglich ist das, nur weiß ich natürlich nicht, ob hier so gearbeitet wurde. Vielleicht erzählt Heikura in dem Film etwas darüber, leider verstehe ich kein Finnisch 😦 Solltest du hierzu irgendwo eine Info finden, wäre ich dir dankbar, wenn du sie mit mir teilen würdest 🙂

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  3. hansekiki sagt:

    Moin Conny 🙂
    HDR adé, das zauberte doch gleich ein Lächeln auf mein Gesicht. 😉 Du hast recht, es ist sehr viel Dramatik in den Bildern, keine leichte Kost, aber dadurch auch ungeheuer faszinierend. Gegenlicht ist für mich oftmals ein Graus, hier zeigt wieder jemand wie man richtig damit umgeht. Danke für den Tip.
    LG kiki

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  4. Günter sagt:

    Hallo Conny,
    sehr geniale SW Fotos, wie sagt man so schön – manchmal ist weniger mehr – und das beweisen die Bilder eindrucksvoll.
    SW ist immer wieder aufs neue faszinieren und hat in unserer Bunten Welt nichts davon eingebüßt, ganz im gegenteil!
    Auf 1x.com sind auch grandiose Bilder zu entdecken, wer die Seite nicht kennt unbedingt ansehen.
    Danke Conny für diesen tollen Beitrag, ich bin hin und weg von den Bildern!

    BG
    Günter

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  5. Inzwischen habe ich „We walk alone“ auch – wirklich herausragende Fotos!. Und ich hatte, was die Buchqualität nach deinen Warnungen angeht, Schlimmeres erwartet. Jetzt bin ich längere Zeit auf der Suche nach „Dark Zone“ gewesen. Aber ich habe in Deutschland niemanden gefunden, der es auftreiben kann. Heute hab ich es bei einem finnischen Webshop bestellt. Ich bin schon sehr gespannt.
    Ich finde jedenfalls den Stil von Hannes Heikura wirklich etwas ganz Besonderes. Ich habe lange nicht mehr so gute Schwarzweiß-Fotos gesehen – das muss ich noch mal loswerden …
    Viele Grüße, Ulf

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  6. Günter sagt:

    Für alle die noch um den Bildband „Genesis“ herumschleichen oder sich nicht entscheiden können diesen großartigen Bildband zu erwerben, denen sei gesagt, unbedingt kaufen!
    Ich hab diesen seit 4 Wochen und sehe mich nicht satt! In einem herausnehmbaren Verzeichnis, wird jedes Bild beschrieben.
    Eine fantastische Reise um die Welt und fremde Kulturen.
    Was man allerdings machen sollte, den Bildband nicht im Sitzen auf dem Tisch ansehen.
    Ich stehe immer davor und die Bilder entwickel aufgrund des veränderten Blickwinkels eine viel intensiviere Wirkung, auch das Korn, welches manche Bilder mitbringen, wirkt ganz anders.
    Im Grunde könnte man über diesen Bildband etliche Seiten voll schreiben, es würde ihm nicht gerecht werden.
    Ich wünsche allen die sich dieses außergewöhnliche Werk zulegen, viele intensive „Augenblicke“.
    Sollte man den Bildband nicht beim Buchhändler seines Vertrauens bekommen, beim Taschenverlag geht es auch direkt (ohne Amazon).

    BG
    Günter

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    • Verfasser

      Mein Vorfreude ist riesengroß, Günter! Ich habe auch bei Taschen bestellt, aber die liefern nicht so schnell wie Amazon ;-), also muss ich warten. Viele Grüße, Conny

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      • Günter sagt:

        Hallo Conny, was ist schon ein paar Tage Wartezeit im Gegensatz zur Ewigkeit.
        Die Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude! In dem Fall würde ich allerdings behaupten, dass man noch lange eine Freude haben wird.
        Ich wünsch Dir viel schöne „Augenblicke“ mit „Genesis“ und auch sonst natürlich eine gute Zeit!!

        LG
        Günter

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  7. Nun, also „Dark Zone“ ist wirklich grandios – die SW-Fotos von Hannes Heikura sind für mich einfach eine Offenbarung, dieses Spiel mit Schatten und wenig Licht. Ich bin sehr fasziniert, glaube aber nicht, dass ich sowas könnte. Da steckt schon sehr viel Know-how drin, und ich wüsste nach wie vor gerne, mit was er wie fotografiert. Leider steht darüber in den beiden Kurztexten des Buchs (finnisch plus englische Übersetzung) auch nichts drin. Aber irgendwann werde ich auch mal hier in der Stadt mit meiner Kamera nachts rumschleichen … Mal sehen, was dabei rauskommt.

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