Dresden für alle!?

Plakat an der Hochschule für Bildende Kunst, Dresden: "Das Land, dass die Fremden nicht beschützt, geht bald unter."

 

Dresden im April 2015. Ein Wochenende bei wirklich miesem Wetter, kalt, stürmisch und nass. Ich fühlte mich nicht wohl in dieser Stadt, in der so viele Menschen dem Ruf der Rechtspopulisten auf die Straße folgen. Die Stadt Dresden kämpft um ihren Ruf, liegt doch auf der Hand, dass Touristen und Arbeitskräfte sich durch „Pegida“ abgeschreckt fühlen könnten.

Wenn man nach Dresden fährt, schaut man sich auch die Sehenswürdigkeiten an, wunderschöne, beeindruckende historische Gebäude, die Frauenkirche und die Semperoper, dafür ist Dresden berühmt und gut besucht von Touristen. Nette Biergärten am Elbufer lassen erahnen, dass diese Stadt im Sommer ein schönes Flair haben muss. Aber egal wo ich Menschen begegnete, kroch die Frage in mir hoch, ob der- oder diejenige wohl auch mit marschiert ist und Bilder von sich durch die Straßen schiebenden Pegida-Anhängern entstanden vor meinem inneren Auge auf den Straßen, die ich gerade entlangging und Unbehagen drückte sich durch die Gänsehaut auf meinen Armen aus. Da helfen auch die vielen Zeichen der Toleranz und Mahnung nicht viel, auf die man hier stößt. Auch nicht die Berichte über die große Zahl an Gegendemonstranten, die zeigen, dass die weltoffenen, toleranten Bürger hier in der Mehrheit sind.

Mal sehen, wie es mit Dresden weitergeht. Im Juni kandidiert T. Festerling für das Amt der Oberbürgermeisterin, die sich selbst als „Lady Bitch Rechts“ bezeichnet . Reale Chancen werden ihr nicht eingeräumt, sonst hätte Dresden vermutlich auch um mehr zu fürchten, als um seinen Ruf. Und nicht nur Dresden.

 

Hinsehen - Inschrift einer Bank in Dresden.
HINSEHEN – Das sollten wir aus der Geschichte gelernt haben. „Nur für Arier“ Nov. 1938: Juden ist das Betreten des Königsufers verboten. 1. April 1949: Juden ist das Betreten der Brühlschen Terrasse verboten (…)“

 

 

Jorge-Gomondai-Platz in Dresden. Mahntafel.

 

"Refugees welcome" an den Fenstern der Hochschule für Bildende Künste
„REFUGEES WELCOME“ steht an den Fenstern der Hochschule für Bildende Künste

 

 

DRESDEN FÜR ALLE - Fenster der Hochschule für Bildende Künste in Dresden

 

12 Antworten zu Dresden für alle!?

  1. Jörn sagt:

    Nachdem ich vor kurzem in Dresden war, finde ich es nun umso interessanter die Stadt noch mal mit deinen fotografischen Augen zu sehen! Danke fürs Zeigen!

    An Pegida habe ich bei unserem Besuch nicht so sehr gedacht. Erst nach der Heimkehr, da einen Tag später wieder Massen durch die Stadt gelaufen sind … Ich finde es beängstigend, was in diesem Land geschieht – nicht nur auf der Straße.

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      Ja, ich auch. Ich habe heute ein bisschen recherchiert und bin auf Seiten gestoßen, Blogs, Leserbriefe, fb-Gruppen, wo ganz offen ins braune Horn gestoßen wird und in den teilweise seitenlangen Kommentaren wird lauthals Beifall geklatscht. Das ist wirklich schlimm!

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  2. rolleck.com sagt:

    Ich war im letzten Sommer mit meiner Frau für ein langes Wochenende in Dresden.
    Auch wenn ich es nicht wirklich greifen und rational erklären kann, war ich noch in keiner Stadt, trotz Hotel und Zimmer mit Blick auf den Altmarkt, tollem Wetter, WM usw. in der ich mich unwohler gefühlt habe als in Dresden. Mit der Stadt bin ich nicht im Ansatz warm geworden. Meiner Maus ging es da auch nicht viel anders. Und das lange bevor dort die besorgten Bürger und Patrioten angefangen haben durchzudrehen.
    Mal ganz davon abgesehen, dass mir das Ganze, gerade rund um die Frauenkirche alles zu steril und zu glatt ist und auf mich wie eine Kulisse im Disneyland wirkt…
    Allerdings gibt es in der TU einige sehr coole Treppenhäuser 😀 😉
    Das war es dann für mich aber auch schon… 😉
    Ich war jetzt 2 mal dort (einmal noch zum Pokalspiel gegen Dynamo ), aber ganz sicher werde ich da nicht wieder hin fahren.
    Und schon gar nicht, solange dort so am Rad gedreht wird…

    Gruß
    Stefan

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      Ich fand die ganze Atmosphäre irgendwie merkwürdig, aber bei so einem miesen Wetter schauen auch andere Städter nicht freundlicher 😉 Um es diplomatisch auszudrücken: Es gibt noch viele andere Städte zu entdecken.

      Die Treppenhäuser hatte ich nicht auf dem Zettel, dabei wären sie bei dem Wetter eine gute Location gewesen, schau ich halt bei dir 🙂

      LG, Conny

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  3. hansekiki sagt:

    Moin Conny,
    ich würde gerne mal nach Dresden fahren, da ich altes Gemäuer einfach schön finde. Allerdings muß auch ich zugeben, daß die ganzen Ereignisse der letzten Monate mir ziemlich auf’s Gemüt drücken. Eigentlich müßte man es doch aus der eigenen Geschichte besser wissen, wohin solche Bewegungen führen, aber der Mensch ist doch oft unbelehrbar. Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen, bzgl. der Teilnahme der Bewohner an den Pegida Versammlungen. Das Misstrauen ist einfach da und da nützen auch die schönen Fassaden nichts mehr.
    LG kiki

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    • Verfasser

      Moin Kiki, genauso ist es, du hast es auf den Punkt gebracht. Schade für den überwiegenden Teil der Menschen in Dresden, die damit sicher auch ein großes Problem haben. Und die alten Gemäuer sind schon urig. LG, Conny

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  4. Auch ich war schon in Dresden… und auch wenn die barocke Schönheit irgendwie reizvoll ist, hat mich die Stadt nicht gepackt. Ich kann es ebenso wenig erklären, wie Rolleck, Aber mir ging es ähnlich wie Rolleck.
    Mit dieser merkwürdigen Bewegung -irgendwo zwischen altbackener Rückständigkeit, engstirniger Deutschtümelei und offenem Rassismus angesiedelt – hat diese Stadt endgütlig „verloren“.
    Im übrigen gab es eine gute Doku in der ARD über die Bewegung (http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/PEGIDA-Zwischen-B%C3%BCrgerprotest-und-Radi/Das-Erste/Video?documentId=28260486&bcastId=799280)

    Du hast die Widersprüche dieser Stadt aber gut festgehalten. Mein Favorit ist die Bank 🙂
    Lg,
    Werner

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  5. Hallo Conny,
    Dresden steht zwar noch auf meiner Liste, aber auch mich schreckt diese Intoleranz ab.
    Schade für die Dresdner die anders denken, aber vielleicht sollten diese mal ein ausdrückliches Zeichen setzen.
    Vielen Dank für deinen Bericht.
    LG Angela

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  6. Stefan Senf sagt:

    Dresden hat einen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Höhe von 7%. In dieser Zahl sind die Deutschen Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln schon enthalten, auch die Spätaussiedler und Deutsche, bei denen ein Elternteil einen ausländischen Pass besitzt zum Beispiel. 7%! In Stuttgart sind es 38% und es gibt keine Proteste! Warum auch?

    Angst kommt von Unwissenheit. Hier ist nicht alles Gold: Rein statistisch ist in diesen 38% der Bevölkerung die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie im Rest, es gibt deutlich mehr Menschen ohne berufliche Qualifikation und deutlich weniger Akademiker. Daran müssen wir aber als Gesellschaft arbeiten, hier geht es nicht um eine ‚Schuld‘ des Einzelnen, hier versagt unter anderem unser Bildungssystem.

    Die Gesellschaft besteht aus 100% der Menschen, die hier leben. Wir alle haben Anteil daran, dass es uns verglichen mit dem Rest von Europa und der Welt so (fast unanständig) gut geht. Jeder hat seinen Anteil. Jeder konsumiert, wohnt, bewegt sich fort, die weitaus meisten arbeiten, zahlen Steuer, zahlen denen die Rente, die es nicht mehr tun.

    Was wären wir denn ohne Menschen mit Migrationshintergrund? Einfach nur ärmer! Kulturell, volkswirtschaftlich und finanziell.

    Ich habe die Demonstranten in Dresden nie verstanden. Sie haben Angst vor etwas, das sie nicht kennen. Nein, für mich ist Dreden damit auch nicht attraktiver geworden. Aber ich wäre trotzdem neugierig auf die Stadt. Ich kenne dort Menschen (via Netz), die ich sehr gerne mal wieder treffen würde. Sie gehören zu den 7%…

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  7. Danke für die Bilder – würde ich aus Dresden kommen fände ich es ganz und gar nicht gut, dauernd von diesen Pegida-Heinis umgeben zu sein. Aber es hat sich ja bald bzw. schon fast auspegidat 🙂

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