SOMEONE OR OTHER und Gedanken über die Realität und Photoshop

SOMEONE OR OTHER. Ein Mensch neben dem Auditorium in Santa Cruz, Teneriffa.

 

»Die Realität ist nur eine Interpretation des Gehirns.“

Erich Kasten,

Psychotherapeut und Professor für Psychologie am Uniklinikum Lübeck 

Quelle: zeit.de

Mein Gehirn entwirft gern unterschiedlichste Interpretationen der Realität. Darin ist es gut, ob es um Bilder geht oder ganz andere Dinge. In diesem Fall geht es um ein Bild. Aber meine inneren Zensoren werfen mir verächtlich nur ein Wort entgegen: PHOTOSHOP! Ja, ich höre sie brüllen, so sieht die Welt nicht aus, das ist „gephotoshopt“. Mittlerweile sehe ich das ganz gelassen und lehne mich entspannt zurück. Ich mache Bilder und habe nicht bei jedem den Anspruch die sogenannte Wirklichkeit zu dokumentieren. „Aber das ist doch nicht echt“ höre ich die Zensoren rufen. Nein, aber „echt“ gibt es so richtig sowieso nicht. Jedenfalls nicht, sobald wir ein Bild betrachten, denn es ist nur ein Bild und ein Bild ist niemals die Realität, die ihrerseits wiederum für jeden anders ist. Sehr interessante und lesenswerte Gedanken zum Thema Fotografie und Wirklichkeit hat sich Uwe Scheler in seinem Text „Die photographische Wahrnehmung der Wirklichkeit“ gemacht.  Die Kameras sehen nicht wie wir Menschen, auch das ist ein großer Unterschied. Wir sehen z. B. viel detailliertere Abstufungen der Helligkeit, das Auge bzw. das Gehirn gleicht aus. Das kennt jeder, der in einem schummrig beleuchtetem Raum fotografiert. Huch, ist das Bild aber dunkel, so dunkel ist es hier doch gar nicht.
Mit jedem Ausschnitt wählen wir unsere Interpretation, mit jeder Farbgebung, den Kontrasten usw. Das war übrigens schon zur Zeit der analogen Fotografie so und auch da wurde kräftig manipuliert, damit das Ergebnis mit der Vision des Fotografen zusammenpasste, übrigens wurde auch gnadenlos retuschiert.
Photoshop & Co bieten uns die Möglichkeit, Pixel zu bearbeiten. Darin sind diese Programme wirklich gut, wenn man mit ihnen umgehen kann und ich denke, dass (meistens) die am lautesten dagegen wettern, die das nicht verstanden haben und/oder mit ihnen nicht umgehen können. Wenn eine Software mir die Möglichkeit bietet, meine Vision von einem Bild umzusetzen, dann finde ich das großartig. Und nur darum geht es mir manchmal, nicht immer, um meine Visionen. Und wenn ich dazu ein solches Teufelswerkzeug 😉 benutze, dann ist das völlig ok. Und wenn ich manchmal lese: „Das ist nur in Lightroom entwickelt, nix Photoshop“, schmunzle ich.  Als würde PS per se etwas völlig Fremdes aus einem Foto machen und LR hätte eine Art Authentizitätsanspruch :-). Um völlig fremde Welten zu erschaffen, ist ein intensiver Lernprozess und viel Know How  notwendig, welches ich zutiefst bewundere.

Nun, eigentlich wollte ich nur dieses Bild zeigen, aber durch das Geschrei der Zensoren habe ich mich mit Realität und Wirklchkeit in der Fotografie befasst. Sehr interessant und ich las viele Gedanken, die es wert sind, genauer beleuchtet zu werden.

Und wo war nun Photoshop im Einsatz? Eigentlich nur im Retuschieren einer weiteren Person, dem Einfügen einer Farbfläche, die einen leichten Schimmmer im Himmel zur Folge hatte und dem Ausarbeiten einiger Schattenpartien. Entwickelt in LR, b/w-Konvertierung in SilverEfex inklusive selektiver Kolorierung, Feintuning in PS ;-).

34 Antworten zu SOMEONE OR OTHER und Gedanken über die Realität und Photoshop

  1. Jörn sagt:

    Mein Standpunkt hierzu ändert sich immer mal wieder. Mal stört mich intensives Editing und mal habe ich Phasen, in denen ich das selbst gern verwende. So wie jetzt. Dein Foto gefällt mir!

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  2. Nicola Meynköhn sagt:

    Natürlich kann man sein Foto so interpretieren wie man das Bedürfnis hat, finde ich . Ob es dem Anden gefällt steht auf einem anderen Blatt. Aber ich denke gerade so darüber nach, diesen Satz „das ist doch …nur… Photoshop , höre ich nur von einer bestimmten Sorte Mensch. Meistens platzt diesem Menschen diese Erkenntnis auch als allleraller erstes aus dem Mund, so als ob er einfach richtig schlau ist. Den Fehler wie im Hörzu Bilderrätzel sofort gefunden hat.
    Dein Bild ist stark, klasse interpretiert und gut in den Verhältnissen. Woher das Blau kommt ist mir Wurscht.😊
    Gruß ! Nicola

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      „Den Fehler im Hörzu Bilderrätsel gefunden“ :-D, Lustiger Vergleich. „Nur“ Photoshop finde ich auch amüsant, weil es schon intensiver Einarbeitung bedarf, bis man das einigermaßen gut kann. Vielen Dank für deinen Kommentar! 🙂

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  3. aquasdemarco sagt:

    Das ist eine lange Rechtfertigung.
    Ich denke es ist Kunst und man bedient sich Werkzeuge, ob Photoshop oder Pinsel.
    Der Künstler möchte Anerkennung, Lob oder wie in diesem Zeiten likes.
    Ein schlechtes Gewissen muss und brauch er nicht haben.

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      Ich sehe das eher als Auseinandersetzung, denn als Rechtfertigung. Photoshop oder Pinsel, daran scheiden sich wohl die Geister, denn für viele Fotografen hat ein Pinsel in ihrem Bereich nichts zu suchen 🙂

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      • aquasdemarco sagt:

        Ea ist dann wohl eher eine Auseinandersetzung analog gegen digital.
        Die neue digitale Welt mach ja berechtigt Angst.
        Irgendwann wir die Kamera entscheiden, was ein Motiv ist.
        Zugegeben, mir gehen die ganzen geschönten Bilder ein wenig auf dem Wecker, manche Sachen finde ich recht cool, trendy.
        Aber den HDR Effekt mag ich zum Beispiel nicht mehr sehen.

        In der digitalen Welt kann sich der Mensch schnell verlieren oder kommt sich verloren vor.
        So ist versuchen wir einige Dinge die wir fassen können zu bewahren.

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      • candyshop60 sagt:

        Obwohl…. PHotodhop hat viele, sehr viele Pinsel… 🙂 Wenn ich an die Anfangszeit zurück denke… Das ist jetzt ein paar Jahre schon her, als ich das erste Mal mit PS in Berührung kam, das war mit PS 2, da gab es noch gar keine Creativ Suiten 🙂 der Klonstempel war alles andere als bildtechnisch ausgereift wie jetzt und heute. Es waren halt die Anfänge. Wenn ich jetzt sehe was möglich ist, und was man alles „herstellen“ kann – ja… warum denn nicht? Aber auch die Einstellung musste bei mir langsam reifen. Heute geht es nach dem Motto Normal gibt’s schon. Nicht immer, aber immer mal wieder. Seit einigen Jahren wieder mal sehr viel weniger.

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  4. Seh-N-Sucht sagt:

    Auf Arte gab es mal eine Reihe Filme zur Fotografie – wenn man sieht, was diese alten Meister in ihren Dunkelkammern gezaubert haben, dann relativiert sich Photoshop & Co. ganz schnell. Viele die Bearbeitung mit Photoshop anfeinden sind die, die es nicht können. Gute Fotografie ist das eine – gute Entwicklung und Bearbeitung das andere. Dem gegenüber stehen dann wieder die OOC – Out Of Camera – Gurus, die denken OOC wäre so eine Art Biosiegel beim Fotografieren – ist ja auch easy, weil man sich nicht in diese vielen Programme reinfuchsen muss ;-).

    Aber so lange es meine Bilder sind, sehen die auch so aus, wie ich das möchte. Außer Wettbewerbe z.B. unterliegen bestimmten Vorschriften aber ansonsten sehe ich es so wie Pavel Kaplun, der immer sagt „Der Künstler hat es so gewollt!“ – und genau nach dem Motto sollte man genau das tun, was einem Spaß macht.

    Weiter so – das Bild ist klasse!

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      Die Filmreihe habe ich damals auch gesehen und war sehr überrascht, was in der Dunkelkammer möglich ist, das hätte ich nie für möglich gehalten.
      OOC bekommt in Zeiten, wo kameraintern schon so viel an Bearbeitung laufen kann, auch eine neue Bedeutung ;-). Klar, gemeint sind die RAWs. Dank dir für das erfrischende Statement.

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      • Seh-N-Sucht sagt:

        Kameraintern ist aber fast wie Kochen mit Tütensuppen. Du stellst vorher irgendwas ein und die Kamera zaubert ein JPG daraus. Das ist für die, die kein PS oder LR können bestimmt gut, aber wäre mir zu ehrlich zu wenig. Ich mag gerne mal vom Rezept abweichen – es soll auch nicht immer gleich schmecken 🙂 Kreativität muss doch nicht auf der Speicherkarte enden – Bildentwicklung kann so toll sein – man sollte übrigens LR nicht unterschätzen – damit geht so viel. Oft brauche ich PS gar nicht mehr!

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          Da hast du völlig Recht, Lightroom kann ganz viel, aber Adobe wird schon darauf achten, dass es Gründe gibt, PS zu nutzen ;-).
          Tütensuppen, ein guter Vergleich :-). Ich nutze diese Funktionen nie und wundere mich doch darüber, wozu die interne Bearbeitung stets weiterentwickelt wird, aber scheinbar gibt es Fotografen, die das nutzen. Ich brauche die RAWs in groß in LR und freue mich jedesmal auf diesen Moment :-).

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  5. Ich habe eigentlich gar nichts gegen Photoshopen, sofern dann nicht hinterher so getan wird, als wären das Aufnahmen, die eine wahre Situation wiedergeben. (Ja, da kann man ja auch fälschen …) Und ansonsten zählt, ob das Kunstwerk einem gefällt oder nicht. Ich persönliche beschränke meine Bildbearbeitung bisher auf Aufhellen und Abdunkeln, Farben anpassen und solche Kleinigkeiten. Dinge hab ich noch nie in Bilder kopiert …
    Aber mich stört nicht, dass du das in deinem Bild oben getan hast. Du legst ja offen, dass du das gemacht hast. Und ich finde das Bild oben auch sehr gelungen. Für mich ist das dann eben eher ein Bild oder Kunstwerk als ein Foto – so ziehe ich für mich ein bisschen die Grenze. Ein Foto ist von dem, was zu sehen ist, so auf dem Sensor oder dem Film gelandet, da wurde nichts hinzugefügt oder rausgeschnitten (höchstens beschnitten), ein Bild kann mehr sein.
    Viele Grüße, Ulf

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    • Verfasser

      Das ist natürlich eine Möglichkeit, Abgrenzungen zu schaffen und da stimme ich dir auch weitgehenst zu, wobei die Frage halt bleibt, was siehst du, was sehe ich und was sieht der Sensor, z. B. im Hinblick auf Farben, Helligkeit und Kontraste. Aber das meintest du nicht, das habe ich schon verstanden. Ja, ich finde auch wirklich nichts schlimm daran, dass ich die zweite Person aus dem Foto entfernt habe. Selbst, wenn ich es nicht dazu schreibe, bleibt am Ende das Ergebnis und das gefällt oder eben nicht. Allerdings ertappe ich mich selbst auch beim Betrachten von Fotos zu überlegen, ob die Szene wohl tatsächlich so vorhanden war oder ob….. 🙂
      Viele Grüße und ein schönes Wochenende!

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  6. hansekiki sagt:

    Moin Conny,
    ich bewundere jeden, der sich mit Photoshop auskennt. Das Programm liegt schon eine Weile bei mir auf der Festplatte, aber außer ein wenig zaghaftes Stempeln habe ich noch nichts zustande bekommen. Brauche Literatur, sonst wird das nix. 😀
    Die Kamera guckt anders, als das menschliche Auge, da hast du völlig recht. Sie fühlt auch nichts, das ist Sache des Fotografen 😉 Fotografie ist ja nie rein dokumentarisch gewesen, sondern auch oft etwas künstlerisches. Wer sich hier beschneidet, belügt sich selbst. Es geht nicht um’s tricksen, sondern um Ausdruck. Daß man da nachhelfen muß, weiß man schon aus analoger Zeit, wobei die guten Tricks aus der Dunkelkammer wohl die wenigsten Hobbyfotografen beherrschen. Heute ist es einfacher und das sollte man auch nutzen. Mir gefällt das Bild außerordentlich gut. Werde ein wenig an Infrarot erinnert 😉 . Ich denke es ist auch jedem Fotografen erlaubt, sich wie jeder andere Künstler, in gewissen „Phasen“ auszutoben.
    Der Weg zum eigenen Ausdruck und Stil ist lang, da ist auch Photoshop nur ein Werkzeug von vielen. Man sollte auf sich selbst vertrauen und das machen, was einem gefällt. Wenn man die eigenen Aufnahmen auf Papier oder in einem schön gebundenen Buch vor sich betrachten kann, ist es eine Freude. Wenn dann auch von irgendwoher ein „Like“ kommt, ist es umso besser, aber nicht überlebenswichtig 😉
    LG kiki

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    • Verfasser

      Moin Kiki, das sehe ich auch so. Einschränkungen würden die Kreativität beschneiden und die darf sich frei entwickeln, auch in Phasen ;-). Es geht um Ausdruck, jedenfalls einigen Fotografen. Es gibt auch die Fraktion, denen es nur technische Perfektion (ohne PS) geht, aber zu denen gehören wir ja nun beide nicht. Wir experimentieren gern 🙂

      Infrarotfilter hätten hier den Himmel schön dunkel gemacht, stimmt. Vielleicht hast du mich inspiriert, wer weiß? 😉

      Wenn du tatsächlich gern aus Büchern lernst, kann ich dir das Photoshop-Praxis-Buch von Sybille Mühlke empfehlen (Rheinwerk). Da hast du genug zu lesen, eine DVD zum Üben liegt auch dabei und ich finde es ist sehr verständlich geschrieben. Vorher würde ich dir aber mindestens einen Grundkurs empfehlen, damit du die wichtigsten Funktionen kennenlernst. 🙂
      LG, Conny

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  7. Lichtbild sagt:

    Authentisch oder nich naja diese Gedanken hatte ich schon oft aber man darf nicht vergessen das photoshop dem workflow in der dunkel Kammer nachgeeifert wurde… einer der grundväter der Fotografie Hippolyte Bayard (1801 – 1887) wird als Erfinder der modernen Technik des Kombinationsdruckes genannt, da er bereits verschiedene Negative verwendete, die er zu einem Bild kombinierte. Was viele nicht wissen ist das Manipulationstechniken bereits deutlich älter als hundert Jahre sind. Mittels feiner Pinsel und spezieller Farbe wurden wichtige Bilddetails sowohl auf Fotos, als auch auf den Originalen (Negative, Glasplatten) nachgezeichnet. (Eine Technik die ich selbst noch in primitiver form benutze) In den meisten Fällen diente diese Arbeit der Verbesserung des Schärfeeindrucks. Eine weitere Möglichkeit, die heute noch in ähnlicher Form angewendet wird, war die Fotomontage, bei der ein Bild aus mehreren Negativen zusammengesetzt wurde oder durch Mehrfachbelichtungen erzeugt wurde. Eine Mischung aus diesen beiden Methoden war die Komposografie (auch die benutze ich noch) Die Komposografie ist eine retuschierte Bildcollage. Schon 1857 fertigte der Fotograf Oscar Gustave Rejlander Bilder mit dokumentarischer Qualität an, die er aus 30 separaten Negativen zu einem Bild zusammengefügt hatte. Ansel Adams zum Beispiel war nicht nur ein großartiger Fotograf er war auch ein Meister der Dunkelkammer. In der Zeit des Films war die Dunkelkammer Photoshop. Was mach also einen guten Fotografen aus… sein equipment… seine Fähigkeit der fotomanipulation… Die Fähigkeit eine Szene zu sehen und ihr mögliches potenzial ist die Essenz die das Talent eines guten Fotografen ausmacht der rest ist nur schnick schnack 😀

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  8. Verfasser

    Vielen Dank für den Ausflug in die Geschichte der Fotografie, dein umfassendes Wissen ist immer eine Bereicherung, auch wenn ich deine Artikel lese. Zu deinem Resümee: Ja, das ist die Essenz und ohne die ist der ganze Schnickschnack nichts wert 🙂

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  9. aebby sagt:

    Das Bild gefällt mir. Monumentaler Himmel und Architektur lassen das Menschlein fast verschwinden.

    Zum Thema … Gut geschrieben“ Bei mir wohnen da drei Seelen in meiner Brust. Die erste sagt, das ist doch alles Augenwischerei. Bearbeitungsfreie Fotografie gab es noch nie. Wenn es überhaupt Realität in der Fotografie gibt dann im Lichtfeld vor dem Eintritt in das Objektiv. Danach beginn die Bearbeitung, so hat z.B. die Lamellenzahl der Blende des verwendeten Objektivs schon erheblichen Einfluss auf die Wirkung eines Portraits. Die Wahl der Belichtungsparameter, des Films, die Wahl des Entwicklers, all die Optionen in der Dunkelkammer. Am Ende steht ein Ergebnis das eine subjektive Wirkung erzielt. Objektivität in der Fotografie ist nur eine Illusion. Digitale Bildbearbeitung hat hier nichts neues gebracht, es geht lediglich schneller und steht mehr Fotografen zur Verfügung.

    Die nächste Seele sagt, dass es in der so genannten Beauty Fotografie doch manchmal seltsam anmutet wenn ich die Menschen auf den Bildern im realen Leben nicht mehr erkennen würde, weil sie 30 Jahre jünger getunt wurden.

    Und „last but not least“: Obwohl ich der Bearbeitung oben eine Lanze gebrochen habe, halte ich es für sehr gefährlich und unethisch, wenn Bilder, die einen Objektivitätsanspruch haben, so bearbeitet werden, dass ein anderer Eindruck entsteht. Das klassische Beispiel wäre hier das Verschwinden Trotzkis auf den Bildern von Stalin. Ein paar modernere Beispiele sind hier zu finden

    http://www.spiegel.de/fotostrecke/manipulierte-bilder-fotostrecke-107186.html

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    • Verfasser

      Deine Gedanken teile ich und ich hatte mir ja schon einmal Gedanken über die Objektivität in der Fotografie gemacht, wenn du dich erinnerst: https://lichtbildwerkerin.com/2014/06/12/objektivitat-in-der-fotografie/, es entstand seinerzeit eine interessante Diskussion. Die Bilder der Fotostrecke, die du netterweise verlinkt hast, sind ein Beispiel für den unethischen Umgang mit Bildern, die angeblich etwas dokumentieren sollen und das ist ohne Frage sehr gefährlich, denn viele Menschen glauben den Bildern. Hier werden Tatsachen verdreht und Stimmungen erzeugt, die politisch etwas bewirken sollen. Ob Sakozy nun einen Rettungsring hat oder nicht, ist mir allerdings schnuppe ;-). Aber die Strecke zeigt auch mal wieder, was schon vor der digitalen Bearbeitung möglich war. Verblüffend!

      Die Beauty Fotografie treibt es manchmal zu weit und so banal sie erscheint, hat sie doch Einfluss auf unsere Wahrnehmung und verzerrt diese. Ganz schlimm ist z.B. die Auswirkung, dass Menschen ihre Bewerbungsfotos so aufrüschen lassen, dass derjenige, der mit ihnen das Bewerbungsgespräch führt, seinen Schreck verbergen muss :-D.
      Vielen Dank für deinen anregenden Kommentar!

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  10. Stefan sagt:

    Hallo Conny,
    mir gefällt das Bild und die Umsetzung gut und gelungen weil es mich einlädt in das Bild einzutauchen und nachwirkt. Dank Smartphones mit integrierten Kameras, mit günstiger Hard- und Software, ist Fotografie heute omnipräsent und permanent verfügbar. Jeder kann fotografieren, tut es auch und es gibt eine Bilderflut. Meiner Erfahrung nach kennen sich die wenigsten mit Photoshop aus, sind aber oft die ersten die mit dem Photoshop-Argument kommen. Den Photoshop-Managern dürfte es freuen, wenn ihr Name permanent (kostenlos) erwähnt wird. Aus Gesprächen weiß ich, das die Thematik auch mit Anschauungen zu tun hat. Die selbsternannten „wahren Fotografen“ die analog fotografieren rümpfen gern die Nase über die Digitalherumschrauber. Mich interessiert hingegen das Bild, unabhängig von der Technik. Wer beispielsweise die Dokumentation über den Fotografen/Künstler Andreas Gursky gesehen hat, dessen Fotografie Rhein II mehr als 3 Mio Euro einbrachte, weiß wie selbst Profis die Bildbearbeitung nutzen um ein, in deren Sinne, optimales Ergebnis zu erzielen. Da wird nicht gerade wenig gestempelt. Das Feld der Fotografie ist dennoch groß genug und hat Platz für alle. Letztendlich sollte doch die Fotografie Freude bereiten um etwas frei und künstlerisch auszudrücken. “Photography is an art of observation. It´s about finding something interesting in an ordinary place…I´ve found it has a little to do with the things you see and everything to do with the way you see them.” (Elliott Erwitt) Für mich ist Fotografie ein Medium um meine Gedanken ohne Einschränkungen zu zeigen oder wie mich ein Motiv oder Szene inspirierte. Es ist wie ein Dokument, ein Album der Vergangenheit mit festgehaltenen Augenblicken, Stimmungen und Gedankenspaziergängen.
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
    Stefan

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  11. Verfasser

    „Für mich ist Fotografie ein Medium um meine Gedanken ohne Einschränkungen zu zeigen oder wie mich ein Motiv oder Szene inspirierte. Es ist wie ein Dokument, ein Album der Vergangenheit mit festgehaltenen Augenblicken, Stimmungen und Gedankenspaziergängen.“

    Das hast du wunderschön ausgedrückt, Stefan. Andreas Gursky ist ein sehr gutes Beispiel. Er hatte Visionen von Bildern und hat die Mittel genutzt, die er dafür brauchte und das mit großem Erfolg, sowohl künstlerisch als auch finanziell.
    Ausserdem ist er darin einfach gut und wenn man diese Software beherrscht, eröffnen sich Möglichkeiten, von denen man vorher nur zu träumen wagte.

    Am Ende zählt das Bild.

    Übrigens begleitet das Zitat von Erwitt seit meinem ersten Internetauftritt 2008.

    Dir auch einen schönen Sonntag und liebe Grüße zurück!

    Conny

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  12. Paleica sagt:

    …wenn ich nicht zu faul wäre und mir das technische know how fehlte, dann würde bei mir wohl auch mehr bildbearbeitung zum einsatz kommen. ich denke, wir zeigen hier doch einfach alle die welt wie WIR sie sehen. und die tools, die wir haben, um das zu perfektionieren, sollte man auch nutzen dürfen.

    umgekehrt wäre es an der zeit, dass den menschen bewusst wird, dass bilder die realität nicht abbilden. dass sie nicht verlässlich sind und dass man bildaussagen nicht einfach glauben und für allgemeingültig erklären soll.

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  13. juergen61 sagt:

    Hallo Conny,
    als photoshoplebender Werbeknipser muss ich natürlich bei dem Thema meinen Senf dazu geben 🙂
    Ich habe ja noch die klassische Fotografie gelernt und unsere Labortricks mit 2 Schalenentwicklung und warmen Wartekügelchen, Heissluftfön und verschiedenen Pinseln waren schon gut…jetzt im Lightroom ist alles nur noch viel präziser…und schneller..was wiederum dazu verführt beim fotografieren nachlässiger zu arbeiten…machen wir alles hinterher in der Post…die Übertreibungen sind heute aber auch nicht schlimmer als früher…ich denke nur an die …Hama Creativfilter…es gilt wie immer : einige können es , viele versuchen es und manche lassen es…jeder der etwas produziert drückt damit seine Sicht der Dinge aus und arbeitet so wie er denkt das es seine Ansichten über die Welt am klarsten ausdrückt…und sei die Sicht halt das blumenpflückende Gebirgsmädchen auf der gehäkelten Decke …das kann ich kritisieren oder doof finden…trotzdem bleibt es ein authentischer Ausdruck….und zeigt im Nachhinein viel über die Geisteshaltung der Zeit in der das Werk entstand…wie diese Welt wirklich aussieht ?..da komme man mir nicht mit analoger Fotografie…die Realität zu zeigen schaffen allerhöchstens einige Messinstrumente der Physiker und Astronomen..wenn wir sie denn richtig interpretieren…und schon geht die ganze Diskussion wieder von vorn los 🙂
    Lieber Gruss, Jürgen

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    • Verfasser

      Danke für deinen Kommentar, Jürgen. Es ist immer spannend, deine Meinung zu solchen Diskussionspunkten zu lesen. :-). Was auch immer die Realtität ist, darüber könnte man lange diskutieren. Du hast Recht, wenn man es wieder dreht und wendet, beginnt die Diskussion erneut. Es ist bei mir hier auch nicht das erste Mal. Dieses Thema finde ich einfach sehr zentral in der Auseinandersetzung mit Fotografie.
      Liebe Grüße, oh, ich kann endlich mal sonnige Grüße schicken 🙂
      Conny

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  14. Katrin sagt:

    Hallo Conny,
    die anderen Kommentatoren haben schon viel dazu gesagt, ich lass mich also nicht auch noch aus zu diesem Thema

    Ich betrachte es als Geschenk, wenn es mir gelingt, das was ich im Kopf ’sehe‘ zu Papier zu bringen (oder vielleicht besser zur Ansicht zu bringen) und freue mich daher ueber jedes Werkzeug, das mir dabei hilft.
    Ich finde das Bild sehr gelungen, fuer mich stimmt da die Farbgebung, die Balance, die Komposition … egal wie Du es erreicht hast!

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  15. Liebe Conny, auch mir gefällt dein Bild sehr gut, und die Bildbearbeitung ist meiner Meinung nach nicht übertrieben.
    Ich selbst bin in der Bildbearbeitung eher zurückhaltend, so ist halt mein Stil. Wie schon weiter oben geschrieben wurde, drückt jede/r seine Sicht der Dinge aus und zwar mit den Mitteln, die ihm dazu am besten geeignet scheinen.
    Vielleicht noch eine Ergänzung zu der Meinung, man würde gewisse „abgelutschte“ Motive durch die Bildbearbeitung neu interpretieren. Das sehe ich auch so. Ich für meinen Teil versuche aber auch, Motive zu suchen und abzubilden, die nicht so gängig und abgelutscht sind. Die sprechen dann einfach für sich – unabhängig davon, wie stark ich sie bearbeite.

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  16. Luiza sagt:

    Ja, „das ist doch nicht echt“ ist immer einfach zu sagen. Nicht echt hat man öfter vor Augen als Photoshop an sich. Schlecht geschminkte Frauen überall, Jeans mit Arschbump, dicke BMW auf Pump gekauft etc. etc. etc.
    Du machst es genau richtig, wenn Du es nicht für wahr nimmst. Was wärst Du für eine Fotografin die Geld nimmt aber sich der Bilder nicht annimmt? Und wie sonst als mit Photoshop? Mit einer online – Lösung oder gar einer App?
    Seltsamerweise malen „Künstler“ die Welt mit Farben, das ist auch nicht echt, da kommt aber die Frage: was hat sich der Künstler dabei gedacht? – oft ganz einfach: nichts. Höchstens den Wert den er dafür verlangen kann. Ich hab da Erfahrungen.
    Und wie soll man seinen Stil zum Ausdruck bringen? Ohne Photoshop geht’s nicht. Ach, und wäre es nur Photoshop. Mein PC will langsam nicht mehr hochfahren und auch nicht mehr runterfahren nach einer Sitzung ☻☻☻

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  17. Stefan Staudenmaier sagt:

    Dein Artikel hat mir ein breites Schmunzeln gezaubert. Danke dafür !
    Die „Realität“ ist immer eine Reflektion der eigenen Erfahrungen und Blickwinkels
    also grundsätzlich subjektiv nur indem wir andere vom gleichen Standpunkt überzeugen
    wird sie zur Wahrheit !

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  18. foti.blog sagt:

    Ein sehr cooles Bild! Wo ist das?

    Irgendwo habe ich sinngemäß einmal folgendes gelesen:
    Es ist unser Gehirn welches die Realität macht und interpretiert. Und zwar für jeden irgendwie anders. Ist dann etwas das wir uns nur vorstellen, etwas das „nur“ in unserem Gehirn passiert nicht genau so real? Jedenfalls für das Hirn?

    Technisch gesehen fängt das bei einem Bild ja schon mit der Kamera an. Die Informationen welche der Sensor erhält werden von einer Software interpretiert und zu einem Bild zusammengebastelt. Was aus der Kamera kommt ist also die Realität des Softwareentwicklers? Man muss halt wissen wie man die Kamera dazu bringt das auszugeben was man haben will. Daher kann ich doch ein Bild auch fotoshoppen wenn am Ende, dass da rauskommt was ich gerne hätte. Sinngemäß stimmt das natürlich auch analog. Ich kann den look eines Bildes mit der Filmwahl und dem Entwicklungsprozess schon muss maßgeblich beeinflussen…

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  1. […] Mit meinen Anfangsbildern bin ich aber ganz zufrieden. Colorkey ist eigentlich gar nicht meins, aber bei dieser Art Aufnahmen finde es klasse, so wie auch schon bei dieser Architekturaufnahme. […]

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