„Unscharf“ in der Hamburger Kunsthalle

©Bill Jacobsen. Interim Portrait #373

Heute war ich in der Ausstellung „Unscharf“ nach Gerhard Richter in der Hamburger Kunsthalle, die ich euch nur empfehlen kann! Thematisiert wird die Wirkung von Unschärfe in fotografischen Arbeiten.  Es geht um Wahrnehmung und die Infragestellung von Wirklichkeit und Abbildung. Die Bilder irritieren und fordern uns zur Auseinandersetzung mit ihnen auf. „Sie (die Unschärfe – Anmerk. d. Verf.) schafft einen unterdeterminierten Raum, aus dem der fragende und suchende Blick des Betrachters einen Aktionsraum macht , der es dem Bild ermöglicht, aktiv zu werden und im Austausch mit dem Betrachter eine Welt entstehen zu lassen, die auf der Bildoberfläche nicht abgebildet ist. Unschärfe ist erfinderisch, und durch die Beteiligung der Einbildungskraft des Betrachters führt sie zu kleinen Geburten. Der umgekehrte Effekt, das Versinken in den Nebel des Vergessens, ist in der neuen Unschärfe selten.“ (Bernd Hüppauf; 2011; in: Eine neue Unschärfe im Katalog zur Ausstellung) Diese Ausstellung ist anspruchsvoll und regt zur Reflektion des eigenen Verhältnisses zu Abbildung und Wahrnehmung an.

Zu sehen sind 125 Gemälde, Fotoarbeiten und Installationen. Z. B. die zarten Portraits von Bill Jacobsen, die Spiegel-Installationen der Künstlerin Johanna Smiatek: Tritt ein Besucher vor den Spiegel, beginnt dieser zu vibrieren und man sieht sein Spiegelbild „ wie eine Götterspeise auf Beinen“.  Beeindruckt war ich von den wunderschönen Werken  des Künstlers David Armstrong, die großformatig zu sehen sind (ca. 100 x 77 cm). Es ist übrigens ein riesiger Unterschied,  die Bilder in einem Buch oder gut gehängt und im Großformat an einer weißen Wand zu sehen!

Neben einigen Werken von Gerhard Richter, der seit 50 Jahren mit Unschärfe arbeitet, werden Arbeiten von Pablo Alonso, David Armstrong, Anna und Bernhard Blume, Michael Engler, Wolfgang Ellenrieder, Isca Greenfield-Sanders, Maxine Henryson, Nicole Hollmann, Bill Jacobson, Adam Jankowski, Tamara K.E., Wolfgang Kessler, Karin Kneffel, Peter Loewy, Marc Lüders, Ralf Peters, Qiu Shihua, Ugo Rondinone, Johanna Smiatek, Thomas Steffl, Ernst Volland, Franziskus Wendels, Michael Wesely und Paul Winstanley gezeigt.

Eine Bilderstrecke von 32 Bildern kann man in der ntv-Mediathek sehen: Link

Einen sehr ausführlichen Bericht zu den einzelnen Aspekten der Ausstellung gibt es auf now2c.com: Link.

Empfehlenswert ist auch der Katalog zur Ausstellung, der Publikationen zum Thema Unschärfe von Hubertus Gaßner, Eckhart Hoffmann, Bernd Hüppauf, Sabine Schnakenberg und Marc Wellmann  enthält.

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Mai 2011 zu sehen. Nähere Informationen zu den Öffnungszeiten sind auf der Homepage der Kunsthalle Hamburg zu finden.

1 Antworten zu „Unscharf“ in der Hamburger Kunsthalle

  1. ThilliMilli sagt:

    Wirklich großartige Links. Vielen, vielen Dank!

    Übrigens habe ich gerade gestern selber ein paar unscharfe Bilder geschossen (natürlich weit von der obigen Klasse entfernt):
    http://leichtscharf.de/life/family-portraits-die-ganze-scharfe-bande-unscharf/

    Und war so frei, eins auch in einem unserer feinen deutschen Fotografieforen zu posten. Die Kommentare waren (…) interessant. Einer fühlte sich doch tatsächlich an Gerhard Richter erinnert.

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