Es ist die erste Einzelausstellung der Werke der Amerikanerin Marilyn Minter in Deutschland und sie findet in Hamburg statt. Die Phönix-Hallen in Harburg sind der ideale Ort für diese Bilder, die teilweise weit über zwei Meter hoch sind, weil Besucher hier den Platz finden, sie aus einer angemessenen Entfernung zu betrachten. Marilyn Minter ist Malerin, Foto- und Videokünstlerin. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus zwei Schaffensperioden: Zum einen die jüngeren Werke, etwa ab 1990, eine Mischung aus Foto- und Malereiarbeiten, und zum anderen die Foto-Serie „Coral Ridge Towers“, die Ende der 60er entstanden ist:
1969 erstellt die damals 21jährige Minter im Rahmen ihres Studium ihre erste Fotoserie „Coral Ridge Towers“, die Bilder ihrer suchtkranken und melancholischen Mutter zeigt. Ihre Mutter lebt abgeschottet von der Außenwelt ein Leben, welches sich fast ausschließlich im eigenen Bett abspielt, wo sie, in seidene Nachthemden gehüllt, den Tag damit verbringt, sich divenartig zu schminken, zu frisieren und sich die Nägel zu lackieren. Die Vorhänge sind stets zugezogen und Licht gibt es nur in Form von Kunstlicht. Minters Arbeit findet keine Anerkennung. Ihr wird Tabubruch vorgeworfen, die Serie als Gewaltakt, sogar als Muttermord bezeichnet. Einzig Diane Arbus erkannte damals schon die Dramatik dieser Bilder und das Talent Minters. Die Schwarzweiß-Bilder sind von beeindruckender Offenheit, intensiv und verstörend. Hier scheint auch der Ansatz zur inhaltlichen Thematik ihrer Arbeiten zu sein.
Dazu stehen ihre Arbeiten ab 1990 optisch in krassem Gegensatz. Sie sind groß, bunt und sinnlich. Es glitzert, glamourt, perlt, tropft und saugt in allen Farben. Perlen quellen aus tiefrot geschminkten Mündern.
Insignien der Weiblichkeit in der Nahaufnahme. Schönheit….. Doch die hat Brüche. Die sexy Highheels treten in eine Schmutzpfütze, über den perfekt geschminkten Augenlidern blüht ein Pickel, hier sind die Wimpern verklebt, da finden sich Lippenstiftspuren auf den Zähnen oder abgeblätterter Nagellack. „Ich denke, dass es in meiner gesamten Arbeit darum geht, das Saubere, Flache und Trockene loszuwerden und mit dem Schwitzigen, Derangierten, Schlampigen zu arbeiten.“ (In: Twenty Questions, New York 2010) Damit hat Marilyn Minter in den 80ern begonnen und sich dadurch erst mal ins künstlerische Aus katapultiert. Ihre porn pictures, gemalt auf der Grundlage von realen Hardcore-Porno-Fotos aus einschlägigen Heften, stießen auf breite Ablehnung. 15 Jahre wurde sie ignoriert. In einem Interview nennt sie noch einen anderen Grund: Sie möchte das Normale zeigen, was sonst nicht gezeigt wird. Wovon wir alle wissen, was aber bisher niemand aufgenommen hat, weil es nicht perfekt ist.
Ihren Durchbruch hatte sie 2005 mit ihrer Retrospektive, die im Museum of Modern Art in San Francisco gezeigt wurde. 2008 nutzte Madonna Minters Video „Green Pink Caviar“ für ihre Bühnenshow:
In folgendem Video erzählt die Künstlerin in den Räumen der Ausstellung etwas über sich und ihre Arbeitsweise:
Über Marilyn Minter gibt es viel Lesestoff im Internet:
Meine Empfehlung: art.net, Welt am Sonntag, Brigitte.de, Hamburg Abendblatt.de.
Lasst euch diese Ausstellung nicht entgehen, sie ist ein optisches Vergnügen! Leider kann man sie nur im Rahmen von Führungen sehen, zu denen man sich anmelden muss und mit 15€ Eintritt ist sie auch nicht gerade günstig und Harburg nicht zentral…. Dafür bekommt man eine individualisierte Führung, in der viel Raum für persönliche Gespräche und Fragen bleibt und zudem das ganze Haus zugänglich ist, welches die Sammlung Falckenberg beheimatet. Für weitere 15€ kann man den Katalog zur Ausstellung kaufen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. Juni 2011. Anmelden kann man sich über die Homepage: Sammlung Falckenberg
Habe auch schon von ihr gehört. Würde es gerne sehen, wenn es nicht ganz so weit wäre*g*
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