Ich habe es getan, habe ausgemistet. 20.000 Bilder gelöscht. Das klingt viel, man muss dazu aber wissen, dass es vorher 68.000 waren und diese 20.000 vielleicht nur der erste Rutsch. 48.000 sind immer noch zu viele, wobei ich doch nie alle behalten habe ??? 😉 ……

Vor vielen Jahren verfolgte ich eine solche Aktion bei einem damals noch aktiv bloggenden, von mir hochgeschätzten Fotografen und Autor, Jörn Daberkow. Er berichtete darüber, wie er in mehreren Durchgängen Tausende von Bildern löschte. Ich las und dachte: Never, das könnte ich nicht. Der Samen war aber gesät und arbeitete in mir.

Ende September hat es mich gepackt und ich habe bei dem allerersten Ordner begonnen, mich systematisch durchgearbeitet bis zum aktuellsten, und gelöscht, was ich löschen mochte/konnte. Jedes einzelne Bild, jede erstellte Variation habe ich inspiziert und entschieden ob es bleiben darf oder gehen muss. Das hat einen ganzen Monat gebraucht. Wenn ich mich vor den Computer setzte, dann nur, um daran weiterzuarbeiten. Es war eine anstrengende Reise.

Unsere Fotos spiegeln unser Leben und halten bestenfalls auch die Höhen und Tiefen fest, so wir das zulassen. Und durch die ging ich noch einmal. Eine zum Teil höchst emotionale Reise. Es erforderte Konzentration, denn wie ihr euch sicher vorstellen könnt, war ich geneigt, das eine oder andere Bild neu anzufassen, Schlagworte zu ergänzen, Bewertungen zu ändern. Allerdings hätte das eine Verlangsamung des eigentlichen Prozesses zur Folge gehabt. Also konzentrierte ich mich meist auf das eigentliche Ziel.

Vielleicht fragt ihr euch, warum ich das getan habe, wo doch Speicherplatz heute kaum noch eine Rolle spielt? An dieser Stelle spüre ich, dass ich diese Frage noch nicht ausreichend bewegt habe, um sie adhoc zu beantworten. Aber ich will versuchen, es in Worte zu fassen:

Ich versuchte, die Frage zu beantworten, welche Bilder einen wirklichen Wert für mich haben. Einen Wert, der nicht zwingend von der eigentlichen Bewertung abhängt. Ich habe manches Bild gelöscht, welches von mir eine gute Bewertung erhalten hat und habe Bilder behalten, die mir offensichtlich keine Bewertung wert waren. Eigentlich hat mein Gefühl mich geleitet. Welche Resonanz erzeugt es in mir? Dann waren da Bilder, die ich eigentlich ziemlich gut, aber völlig belanglos fand. Ich merke, es ist schwer zu beschreiben.

Am Ende war es wirklich erleichternd, als ich (vorerst) fertig war. Entlastend. Nach und nach, wenn ich Lust habe, kommt das Feintuning. So muss ich mich wirklich bezüglich meiner Bewertungen hinterfragen 😉 .

Für die Zukunft nehme ich mir vor, sehr viel strenger damit zu sein, welche Bilder nach dem Import auf der Festplatte bleiben dürfen. Wehret den Anfängen ;-).

Eine unerwartete Baustelle ist die Verschlagwortung, denn sie hilft ungemein, wenn es darum geht, das Bildarchiv zu nutzen, all die Fotos, die wir irgendwann aufgenommen haben, weiterzuverwenden. Aber darum wird es in einem der nächsten Artikel gehen.

Mich interessiert, wie ihr das mit dem Ausmisten handhabt. Ich freue mich auf eure Kommentare!

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15 Antworten zu „Minus 20.000”.

  1. Eberhard „Aebby“ Huber

    Ich bin nicht so der Ausmister sondern eher der Früh-Selektierer. Bilder, die es auf die Festplatte geschafft haben bleiben da sehr lange. Ich sortiere aber nach der Aufnahme und vor dem Kopieren. Gefühlt würde ich sagen, dass ich höchstens 20 von 100 Aufnahmen speichere.Verschlagwortung mache ich überhaupt nicht. Seit vielen Jahren verwende ich ein System wie ich Dateien benenne. Die wenigen Fotos, die auf die Festplatte kommen, haben sprechende Namen.Jahreszahl.Monatszahl.Kalenderwoche.Anlass_der_Aufnahme.Motiv.optionale_lfd_Nummerz.B.: 2025.10.KW44.Oostende_Worcation_Boje_am_Strand_01_web

    Fürs Web überarbeitete Bilder erhalten noch den Suffix „_web“

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    1. Hallo Aebby,

      die frühe Selektion ist sicher das Beste, was man machen kann. Die sprechenden Namen sind ja auch eine Art der Verschlagwortung. So habe ich damals angefangen, aber mit dem Erscheinen von Lightroom meine Arbeitsweise umgestellt.

      Liebe Grüße

      Conny

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      1. Eberhard „Aebby“ Huber

        Stimmt meine Dateinamen sind auch eine Verschlagwortung. Meine Kids würden sagen, so hat man das in der frühen Bronzezeit gemacht. Mit Lightroom konnte ich mich nie anfreunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich bis heute auch noch analog fotografiere.

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  2. Jörn

    Moin Conny,

    Danke für deine wertschätzende Erwähnung. Ich bin fasziniert von deinem Timing (es gibt keine Zufälle). Derzeit plane ich den Relaunch von KONTRASTKAMMER.

    Leider hat sich derart viel verändert, dass ich mich komplett neu einarbeiten musste. Nun fehlt nur noch die Datenschutzerklärung und das Impressum. Ich werde das aber noch einige Zeit anschauen. Ob mir wirklich gefällt, was ich da gebaut habe.

    Das mit dem Ausmisten mache ich immer noch. Ich beginne bei den Bildern mit einem Stern und arbeite mich hoch bis zu den Aufnahmen mit 3 Sternen.

    Viele Grüße!

    Jörn

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    1. Moin Jörn,

      das sind ja tolle Neuigkeiten! Ich freue mich, dass du bald wieder Teil der Foto-Blogger-Szene sein wirst! Bitte lasse mich wissen, wenn es soweit ist.

      Mich wundert nicht, dass du dein Archiv auf Vordermann hältst, denn wenn man sich diese Mühe auch nur einmal gemacht hat, braucht man sich nur daran erinnern, um die nötige Motivation dafür zu finden.

      Deine Methode, dies über die Sterne zu tun, funktioniert bei mir nicht, da ich mit nur einem Katalog arbeite, in dem natürlich auch private Bilder liegen. Vielleicht muss ich meine Strategie nochmal überdenken.

      Liebe Grüße

      Conny

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  3. thomasclemens

    Hallo Conny,

    für eine Aufräumaktion in diesem Umfang fehlte mir bisher der Mut. Ja, ich habe auch schon das eine oder andere Mal Bilder gelöscht, aber ich war da bisher immer sehr zaghaft. Im Laufe der Jahre bin ich von Fototouren aber auch mit immer weniger Fotos zurückgekehrt und habe auch direkt nach dem Import schon deutlich mehr gelöscht als früher.
    Das eine oder andere Mal habe ich dann beim Stöbern in alten Odnern auch Bildern wiederentdeckt, die ich vorher gar nicht wirklich wahrgenommen oder beachtet habe. Zugegeben, dass ist wohl eher ein Ausrede, um sich vor dem Löschen zu drücken.

    Viele Grüße

    Thomas

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    1. Hallo Thomas,

      was du beschreibst, erinnert mich sehr daran, wie ich es mit meinem Kleiderschrank handhabe ;-). Da kann ich mich ähnlich schwer trennen und sortiere erstmal in eine „Vielleicht-Kiste“, in der ich dann nach einigen Monaten Schätze entdecke, die sogleich wieder in den Schrank wandern :D.

      Wenn man beim Import streng vorgeht, ist das schon mal die halbe Miete. Mir hat das akribische Durchsehen z. B. dabei geholfen, viele Bilder vom Strand in St. Peter-Ording zu löschen, die im Grunde immer wieder das Gleiche oder zumindest sehr ähnliche Motiv zeigen. Da habe ich die Besten rausgesucht, das reicht.

      Liebe Grüße

      Conny

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  4. Ja ick könnte auch ein paar Fotos aus meinen Archiv nehmen, aber es wären sicherlich im Verhältnis nicht so viele. Ich würde eben nur die Fotos herausnehmen die als zweites Auswahlfoto gemacht wurden und wo ich die Entscheidung erst zu Hause treffe welches ich letztendlich für den Blog verwende.

    Außerdem habe ich auch viele Fotos aus den vergangenen Jahren um die Entwicklung einer Fotostelle bis zum endgültigen Verschwinden nachträglich nachvollziehen kann.

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    1. Hallo Arne,

      da sprichst du einen wichtigen Punkt an: Die Vergänglichkeit. Dazu kann ich ein konkretes Beispiel nennen: Ich habe mich von keinem Foto getrennt, welches die Bauten des City-Hofs Hamburg zeigen, da diese mittlerweile abgerissen sind. Leider wohnte ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr in Hamburg, sonst hätte ich auch den Abriss im Bild festgehalten. In der Naturfotografie sieht die Sache ein wenig anders aus. Es ist relativ sicher, dass auch im nächsten Frühjahr die Sternmiere blüht, im Herbst die Blätter fallen usw.

      Vielen Dank für deinen Kommentar und nette Grüße

      Conny

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  5. Hallo Conny,

    solche „Arbeiten“ können ja eine (selbst-) reinigende Wirkung haben. Ich habe mich im Zuge eines Rechnerwechsels und neuem Backup-System letztes Jahr mit dem „Aufräumen“ auseinandersetzen müssen. Am Ende habe ich vieles gelöscht. Fotos, die im Laufe der Zeit entstanden sind und heute nichts mehr mit mir und meiner Fotografie zu tun haben. Mich hat das am Ende (wieder) zu der Frage geführt: Was ist mir in der Fotografie und in meinen Fotos eigentlich wichtig? Worum geht es mir? Das meine ich mit „reinigender Wirkung“: Das Löschen diverser Fotos (ich weiß nicht mehr wie viel es am Ende waren), hat mir Impulse gegeben.

    Liebe Grüße,

    Werner

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    1. Hallo Werner,

      manchmal ist das „Müssen“ nur schlimm, wenn es vor uns liegt. Rückblickend hat es einen Sinn. Ich bin da ganz bei dir, so eine Aktion löst Reflexion und (daraus resultierend) neue Impulse aus. Bestenfalls bringt es Klarheit und einen erfrischten Blick auf unsere Bilder und unsere Intention. Das kann ungemein motivierend sein.

      Liebe Grüße

      Conny

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  6. Oh Mann! Danke für den Wink mit dem Zaunpfahl! Das steht auch auf meiner ToDo-Liste! Mir graut schon davor. Vielleicht im baldigen Weihnachtsurlaub…

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    1. Hallo Alexandra,

      gern geschehen ;-). Ich glaube, der erste Schritt, das Anfangen, ist der schwierigste. Man kann das ja auch langsam angehen. Wenn man vorher noch ein Backup macht, tut es weniger weh :-).

      Liebe Grüße

      Conny

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      1. Ja das stimmt. Ich muss allerdings vorher mit meinem Lightroom auf einen anderen PC umziehen. Das gibt noch etwas Vorarbeit. Und dann schön Schritt für Schritt neu importieren und gleich aussortieren.

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