
Gestern, als ich aus dem Bahnhof im Hamburger Stadtteil Ohlstedt kam, spielten auf der Dorfstraße zwei Kinder aus „unserem“ Flüchtlingslager. Sie hatten ein kleines Fahrrad dabei und wirkten unbeschwert und fröhlich und waren vertieft in ihr Spiel. Wie schön, dachte ich, dass sie hier spielen und zur Ruhe kommen können. Die traumatisierenden Erlebnisse, die Strapazen der Flucht, die sie mit ihren Familien durchlitten haben, werden sie nur langsam hinter sich lassen, aber dies ist ein guter Ort dafür. Was sie durchgemacht haben, kann ich mir nur ausmalen, vermutlich ist die Wirklichkeit um vieles härter. Sie haben es geschafft, sind nicht erschossen worden, nicht im Mittelmeer elendig ertrunken oder in einem Kühllaster qualvoll erstickt.
Wie schön, dass sie hier untergebracht sind, wo sie überwiegend freundlich aufgenommen wurden, wo sie vorerst wirklich in Sicherheit sind und sich ohne Angst allein aus dem Zeltlager bewegen und auf der Straße spielen können. Wie schrecklich wäre es für die Beiden gewesen in Sachsen untergebracht worden zu sein, wo sie sich einer erneuten Bedrohung gegenüber gesehen hätten. Einer Bedrohung, die von deutschen Bürgern ausgeht, vor der die Polizei sie dann hätte schützen müssen. Wie hätten sie das verstehen sollen, was nicht mal ich verstehe, die ich in Deutschland geboren wurde?
Ich habe kurz überlegt, ob ich ein Foto von den zwei kleinen, neuen Nachbarn mache, aber ich habe es sein gelassen, denn ich fand es einfach unpassend und respektlos. Ich habe das Bild in meinem Kopf und meinem Herzen und euch kann ich davon erzählen, das muss reichen.
Das reicht vollkommen :-). Vielen Dank.
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Moin Conny,
das reicht auch. Es tut gut zu hören, daß diese Menschen anderswo freundlicher aufgenommen werden und sie dadurch die Möglichkeit bekommen, das Erlebte in Ruhe zu verarbeiten. Wobei die Absperrung in Deinem Bild ja doch auf die aktuelle Problematik hinweist, auch wenn es in Ohlstedt friedlich ist.
LG kiki
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Die Absperrung diente der Beschlagnahmung (oder ähnlich in Amtsdeutsch) des Platzes durch die Polizei und ist mittlerweile durch einen Zaun ersetzt worden. Ob die Menschen sich dadurch eher geschützt (privater Raum) oder abgegrenzt fühlen, könnte ich nicht sagen.
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Ich sehe es vor meinen Augen.
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die mehrheit der deutschen hat angst vor den massen der zuwanderer und flüchtlingen. sie wollen die fremden nicht kennenlernen. sie sollten diese menschen aber freundlich willkommen heissen und dankbar sein, dass sie sich nicht genauso verhalten wie die kriegerischen und gewaltbereiten europäer bei ihren gewalttätigen eroberungen der neuen kontinente. vielleicht ist das schlechte gewissen die saat der angst? müssen wir jetzt für unsere vergangenheit bezahlen? mehr hierzu: https://campogeno.wordpress.com/2015/08/29/fluechtlingsansturm-wir-bezahlen-fuer-unsere-vergangenheit/
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Hallo Conny,
dem ist nichts hinzuzufügen und es braucht nicht immer für alles Bilder!
LG
Günter
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Im Moment sehen wir schon fast zu viele Bilder zum Thema. – Da tut es gut, ein paar schöne Worte zu lesen. Danke dir.
Lg,
Werner
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Richtige Entscheidung. Weniger ist manchmal mehr. Mir geht es auch so, dass ich gelegentlich – schon allein aus Respekt – die Kamera in der Tasche lasse.
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Hallo Conny.
Danke für die einfühlsam erzählte Geschichte und das „Nichtfoto“ genauso wie für das nachdenklich stimmende Foto mit dem Polizeiband, welches zumindest ein Fragezeichen setzt. Ein lange nachwirkendes Bild, gerade in seiner Uneindeutigkeit.
LG
Christoph
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Hallo Christoph, es freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gut gefällt! Ich habe auf deiner Seite gestöbert und finde euer Projekt interessant. LG, Conny
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Hallo Conny, danke für die „Blumen“. Wenn du magst, würden wir uns jedenfalls sehr geehrt fühlen, wenn du auch einen „Place Called Home“ zu unserem Slideshowprojekt beitragen würdest. Du weißt ja wo du die Infos findest…
LG Christoph
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Danke, da fühle ich mich geehrt 🙂 LG, Conny
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dass passt, die Beschreibung reicht aus um den Eindruck zu übermitteln
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