
Mag ihn, den Herbst. Gerade nach diesem langen, scheinbar nicht enden wollenden Sommer, war meine Sehnsucht nach ihm groß. Nach der kühlen, frischen Luft. Dem leicht modrigen Geruch, wenn man über den feuchten, mit Blättern bedeckten Waldboden stapft. Nach seiner Melancholie, die mein Herz berührt. Ich mag auch die kleinen, unscheinbaren Stillleben, die man entdecken kann, so man schaut. Ich mag seine, an trüben Tagen gedeckten Farben und finde, gefallene Blätter haben ihre ganz eigene Schönheit. Die Schönheit des Alternden, des Vergänglichen, des Sterbenden. „Wir alle fallen. (…) es ist in allen“, hat Rilke geschrieben. Das Leben verläuft nur in eine Richtung und es gibt eine Schönheit jenseits der „Instagram-Tauglichkeit“, so man sich traut, zu schauen und zu fühlen.
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.Rilke aus: Das Buch der Bilder
Eine liebe Herzensmenschin sagte mir, man fällt nie tiefer als in Gottes Hand, wobei es dabei nicht zwingend um den religiösen Glauben an sich geht, sondern viel mehr um das Vertrauen, dass es immer Hoffnung gibt, etwas, dass uns hilft und hält, was auch immer das für den jeweiligen Menschen sein mag.







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