Abstrakt

In diesem Jahr ist vieles neu. Neben Corona ist es für mich auch die neue, lokale Fotogruppe, die mich sehr motiviert und mit ihren Themen Zeit in Anspruch nimmt. Neu auch, sich virtuell zu treffen. Plötzlich werden Video-Konferenzen irgendwie normal. Wie angekündigt, beschäftige ich mich aber auch mit abstrakter Fotografie. Ein Jahr fliegt nur so vorbei und das Thema ist einerseits leicht, anderseits eine echte Herausforderung. Das fängt für mich tatsächlich bei der Definition an. Im Gegensatz zur anderen künstlerischen Disziplinen, wie z. B. der Malerei, ist es in der Fotografie (zumindest für mich) viel schwieriger, zu definieren, was abstrakt ist, denn Fotografie ist irgendwie ja immer eine Ablichtung von etwas, was tatsächlich so aussieht. Durch den Ausschnitt, die Belichtungszeit oder auch Unschärfe oder Bewegung kann das Motiv abstrakt dargestellt werden. Letztlich gefällt mir als Definition dieser Auszug aus der Wiki am besten:

In der Bildenden Kunst bezeichnet Abstraktion einerseits die mehr oder weniger ausgeprägte stilistische Reduzierung der dargestellten Dinge auf wesentliche oder bestimmte Aspekte. In diesem Fall spricht man davon, dass vom Allgemeinen auf das Wesentliche abstrahiert wird. Was als wesentlich gilt, bestimmt einerseits die Kreativität des Künstlers, andererseits die Wahrnehmung des Betrachters.

Der aufmerksame Leser 😉 weiß, dass ich mich mit dem Buch von Herrn Hoffmann beschäftige. Ich habe es immer noch nicht ganz durch, aber es schärft den Blick. Ich habe zunächst meine Fotos durchgesehen und alles mit „abstrakt“ vertaggt, was mir abstrakt erschien. Seitdem schaue ich die Bilder immer wieder auf bestimmte Merkmale durch und wenn ich draussen bin, schaue ich anders, auch wenn ich meist ohne Kamera unterwegs bin. Der Blick ist ein anderer, fokussierter auf bestimmte Bildgestaltungsmittel, wie Linien, Farben, Gitter oder Punkte. Es geht nicht mehr um ein schönes Licht, eine Landschaft, ein interessantes Ereignis oder Motiv (?). Es ist eine Art Reduktion. Ich mag das sehr. Das Beitragsfoto ist ein wunderbares Beispiel. Es sieht aus wie eine Landkarte eines bisher unendeckten Arreals  oder? Das Schönste ist, dass ich nicht sagen kann, was genau ich da fotografiert habe. La Orotava auf Teneriffa, marode…. Schlecht verschlagwortet ;-).

7 Antworten zu Abstrakt

  1. Hansedeern sagt:

    Ein schöner Beitrag von dir! Und schwer gerade die richtigen Worte zu finden, mir kreisen viele Gedanken dabei durch den Kopf. Ich denke, wer sich ernsthaft mit Fotografie beschäftigt, kommt irgendwann an einen Punkt, wo man die eigene Fotografie hinterfragt. Ist es am Anfang nur *liebesvolles* geknipse wird später auch die Frage nach dem künstlerischem *Wert* lauter. Ist zumindest bei mir so. Für mich ist die Fine Art Fotografie gerade richtig, da beschränkt man aich auch auf das Wesentliche, bis hin zur völligen Abstarktion. Ich hatte ja schon neulich in einem Beitrag bei mir geschrieben, das ich nichts mehr anfangen kann mit *Wimmelbilchen* (wie ich sie nenne ;o) ). Oder Leutz die ein Makro zur Hand nehmen und meinen sie machen ein Marofoto in dem sie nur auf den Auslöser drücken… Da erkennt man das sich viele überhaupt nicht mal ernsthaft mit Fotografie beschäftigen.

    Hoffentlich kannst du meine wuseligen Gedanken nachvollziehen, nicht ganz einfach das in Worte zu packen.

    Hab weiterhin Freude an deiner Art Fotografie!
    Ich finde solche Bilder sehr erfrischend…

    Lieben Gruss zu dir sende,
    Britta

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    • Verfasser

      Liebe Britta, doch, ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Seit ich mich mit Fotografie beschäftige, haben mich stets die verschiedenen Aspekte interessiert. Ich habe viele Bücher und Bildbände verschlungen, viele Ausstellungen und Workshops besucht und versucht, meinen Weg zu finden. Mittlerweile habe ich erkannt, dass es ein Prozess ist, der sich immer wieder verändert, Irrwege eingeschlossen. Sich eine längere Zeit einem Thema zu widmen, ist auch ein neuer Weg. Und vor allem gebe ich mir damit den Raum, mich auch ausgiebig mit meinen vorhandenen Bildern zu beschäftigen. Daneben habe ich mir viele „abstrakte“ Maler angesehen und natürlich Bilder großer Fotografen. Das gibt Input.

      Ich denke, es kommt darauf an, wozu die Fotografie dem einzelnen Menschen dient. Willst du der Welt im Minutentakt zeigen, an was für einem tollen Ort du bist, was du gerade auf dem Teller hast oder wie ach so glücklich du mit mit deinen Freunden oder dem neuen Outfit bist, dann ist sie ein Vehikel, um das präsentieren zu können. Und Likes sind dann die große Täuschung. Andere wollen anderes, sehen und fühlen anderes und machen (meistens) dann auch Bilder, die man länger als 1 Sekunde betrachten mag ;-). Und die sind meist viel verhaltener in ihren Präsentationen. Ach ja, und die Gruppe deren, die glauben, gute Bilder machen sie nur mit der neuesten Technik und dann Beispielbilder für rattenscharfe, hochaufgelöste Fotos vom Vogelhäuschen aus ihrem Garten zeigen, aufgenommen mit einer Kombi, die locker 5.000€ kostet ;-). Auf die spielst du wohl an?

      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar!

      Auch liebe Grüße, Conny

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  2. Paleica sagt:

    „dass vom Allgemeinen auf das Wesentliche abstrahiert wird“ – das gefällt mir. ich mag dein motiv gern und auch das abstrakte in der fotografie. für mich persönlich bedeutet es immer ein bisschen sowas wie, dass das „eigentliche“ motiv (wenn du weißt was ich meine) nicht erkennbar ist.

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    • Verfasser

      Ja, so deute ich es eigentlich auch. Aber das Wesentliche kann durchaus ganz konkret sein und durchaus erkennbar lassen, um was für ein Motiv es sich handelt. Ein Ausschnitt der Elphi z. B., der nur einen Teil der Dachkonstruktion und vielleicht eines der markanten Fenster zeigt, ist doch auch eine Abstraktion und trotzdem deutlich erkennbar. Das Bild würde auf das Wesentliche reduzieren. Theorie….. 😀

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  3. „Die Reduktion auf das Wesentliche…“ ist eine Aussage, deren Umsetzung uns nicht nur in der Fotografie gut tun würde. In der Fotografie sind ja längst alle Tore geflutet und nicht nur die Massen an Fotos erdrücken den Betrachter, sondern auch die Masse in den Bildern selbst (Britta schrieb oben von „Wimmelbildern“…. das trifft es in etwa 🙂 ).
    Wie gut es allein tun kann, wenn man mit der Kamera unterwegs ist, und seinen Blick auf bestimmte Aspekte konzentriert: Man gewinnt so viel für sich selbst. Das lehren mich auch immer wieder deine Arbeiten. Übrigens ein wunderbares Foto, ein tolle Komposition.
    Ganz liebe Grüße
    Werner
    PS: Du und „schlecht verschlagwortet? Geht das?

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    • Verfasser

      Ich musste schmunzeln, wegen des Ausdrucks „Wimmelbilder“, denn ich erinnere mich noch gut an die Wimmelbilderbücher, die ich früher mit meiner Tochter angesehen habe. Im Unterschied zu den von dir beschriebenen Fotografien, haben wir so ein Bild sehr lange betrachtet und auch kleinste Einzelheiten gemeinsam entdeckt. Ein bisschen Miniaturwunderland in 2D :D. Dafür waren solche Bilder toll ;-).

      Ja, Fokussierung tut total gut und tatsächlich nicht nur in der Fotografie, da stimme ich dir voll zu. Durch den fokussierten Blick kann Fotografie einen meditativen Charakter bekommen und das beruhigt den Geist, die Seele und schärft die Wahrnehmung. Und ich finde, es gibt kaum etwas Schöneres, als wenn das entstandene Bild dann tatsächlich so aussieht, wie ich es in dem Moment wahrgenommen habe. Das erfüllt mich immer mit Glück.
      Danke für deine netten Worte :-).

      Liebe Grüße, Conny

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