
Vor langer Zeit, an einem wahrhaft fernen Ort 😉, hielt ich zum ersten Mal eine digitale Spiegelreflexkamera in den Händen. Da eine Kamera allein noch kein Bild macht, war sie ausgestattet mit dem legendären Nikkor 18–200mm. Berühmt wurde dieses Objektiv wegen seiner Eigenart, beim Tragen auf volle Länge auszufahren – ein durchaus kurioser Anblick. Ich liebte sie trotzdem – die Linse und meine Kamera. Von da an waren wir drei unzertrennlich.
Wir zogen durch die noch unbekannten Straßen und entdeckten die unterschiedlichsten Motive. Fast nichts war zu weit weg oder zu nah dran. Ich war neugierig, lernte von anderen, experimentierte viel – und hatte eine Menge Spaß. Ich stöberte im Netz: Damals gab es einige Foren und ein noch junges „Kwerfeldein“, betrieben von Martin Gommel. Dort fand ich mich am ehesten wieder – denn es ging weniger um Equipment, sondern um das Sehen und die Umsetzung.

Kam ich von einer Fotosession nach Hause, freute ich mich auf das Arbeiten mit Lightroom – damals noch Version 1 – und auf meine vielen Bilder, die ich oft mit vier oder fünf Sternen bewertete.
2011, 5 Jahre später, entstand das letzte Bild mit meinem eigenwilligen Objektiv, danach verkaufte ich es – nicht zuletzt, weil ich endgültig beim Vollformat angekommen war. Aber wie oft habe ich sehnsüchtig an die 18-200mm zurückgedacht.
Mit den Jahren wuchs meine Erfahrung. Die Technik entwickelte sich weiter, ich ebenso. Mittlerweile waren neue Objektive bei mir eingezogen, modernere Kameras, und all die Dinge, die man damals für unverzichtbar hielt 😉. Die Ausrüstung wurde qualitativ besser, die Bilder schärfer, das Bokeh weicher.
Doch damit wuchs auch der Druck, wuchs auch die Selbstkritik. 5 Sterne vergab ich immer seltener. Der anfängliche Spaß wich immer höheren Ansprüchen. Ich besuchte zahlreiche Workshops, um zu lernen. Doch so wie am Anfang fühlte es sich nie wieder an. Stattdessen wurde das Equipment schwerer und schwerer. Eine Ausnahme bildeten das Smartphone und die kleine Fuji X100s/t. Mit ihnen war ich zwar gerne unterwegs, aber die Fuji schränkte mich zuletzt ein (was natürlich anfangs lehrreich ist) , und die Bildqualität von Smartphones im Zoom-Bereich genügt bis heute meinen Ansprüchen nicht.
Dann kamen stillere, ernstere Jahre, in denen ich zunehmend weniger fotografierte. In den Jahren 22/23 erreichte dieser Prozess seinen Tiefpunkt. Ich war damit sehr unglücklich, als würde ein Teil von mir fehlen. Anfang 2024 schrieb ich einen nie veröffentlichten Blogartikel, in dem ich mich fragte, woran das wohl lag. Eine Antwort fand ich nicht sofort.
Also blickte (und vor allem fühlte) ich zurück – an den Anfang, als Fotografie noch Leichtigkeit bedeutete, und Kamera, Objektiv und ich ein eingespieltes Team waren. Diese Gedanken arbeiteten in mir, und im Laufe des letzten Jahres begann ich zaghaft wieder loszulegen. Ich erlaubte mir, (fast) nur mit dem Smartphone zu fotografieren und einfach spielerisch unterwegs zu sein. Die Hipsta-App bot sich dafür wunderbar an – sie erzeugt herrlich unperfekte Bilder mit verschiedenen Looks. (Darüber habe ich bereits ausführlich und genug geschrieben 😉.)
Mit der Zeit kehrte der Spaß zurück, ich fotografierte immer mehr, aber ein Smartphone ersetzt für mich keine richtige Kamera mit Sucher und deren Möglichkeiten. Im Frühjahr wurde mir klar: Ich möchte zurück zum Anfang. Ich will wieder dieses Dreiergespann – eine Kamera, ein Objektiv und ich.

Die Z6 besitze ich schon seit einigen Jahren und mag sie sehr, da sie fast schon zierlich und dabei trotzdem sehr gut zu bedienen ist. Damit waren wir schon zu zweit. Was noch fehlte, war die Dritte im Bunde, die Linse. Eine meiner Festbrennweiten hätte es sein können, aber ich schätze die unterschiedliche Wirkung von Weitwinkel und Tele. Meine Wahl fiel auf das Z 24–120mm – ein guter Kompromiss aus Qualität, Flexibilität, Größe und Gewicht. Und was soll ich sagen? Lange hat sich nichts mehr so richtig angefühlt. Es deckt perfekt meine Bedürfnisse ab, besonders im Wald.
Wir drei sind nun oft gemeinsam unterwegs. Die Kombination ist leicht. Diagonal am Körper getragen, ist sie sogar mit Hund an der Leine dabei, stört uns nicht sonderlich und ich bleibe damit flexibel. Das Schönste: Mit einer Naheinstellgrenze von 35 cm kann ich richtig nah heran, ohne auf den moderaten Tele-Bereich verzichten zu müssen. Es fühlt sich – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder leicht an. Und das motiviert mich ungemein. Es ist eine echte Freude, mit dieser Kombi durch die Natur zu streifen.

Es war hilfreich, an den Punkt zurückzukehren, an dem der Spaß am größten war. Und mich zu fragen: Was brauche ich, um dorthin zurückzufinden? Wie halte ich den Zugang zur Fotografie so niedrigschwellig wie möglich?
Meine Kamera liegt jetzt immer griffbereit an ihrem Platz – mit geladenem Akku und leerer Speicherkarte – und wartet auf ihren Einsatz. Und wir wachsen langsam zusammen. Ich lerne die Möglichkeiten und Grenzen dieser Kombination kennen – meine eigenen inklusive 😉 – viel intensiver, als wenn ich ständig das Setup wechseln würde.
Und für den Fall der Fälle stehen die Spezialisten im Schrank und wären einsatzbereit.
Und nein – ein Systemwechsel kam für mich aus verschiedenen Gründen nicht infrage.

Hinterlasse eine Antwort zu Stefan Senf Antwort abbrechen