In meinem Lieblingsbuch „Schärfe deinen Blick“, werden einige Bilder von Gary Schneider vorgestellt, der seine Modelle im Dunkeln fotografiert hat. Die Belichtung erfolgte auf ungewöhnliche Weise: Er leuchtete während einer Langzeitbelichtung seine Modelle mit einer kleinen Taschenlampe aus. Auf diese Weise ist die Serie „Heads“ entstanden. Wenn ihr dort genau hinseht, z. B. in die Brillengläser, kann man die Taschenlampen-Spuren sehen. Die Idee hat mich fasziniert und ich war neugierig und wollte das gern ausprobieren. Mangels Modell habe ich einen Selbstversuch gewagt.
Das Setting sah so aus, dass ich abends in einem dunklen Raum gearbeitet habe. Im Einsatz waren 2 Taschenlampen, die ich mit Farbfolien in gelb und blau bestückt hatte, weil die LED-Taschenlampen einfach zu hell waren und ich mit der Farbschattierung spielen wollte. Die Kameraeinstellungen: ISO 200, 20 Sek. bei f/8.0. Zum Fokussieren ein Buch auf die Ebene gestellt, den Autofokus deaktiviert, Auslöser gedrückt und mich positioniert.
Während der Belichtung saß ich im Profil zur Kamera und habe mein Gesicht auf- und ab bewegt, die Augen und den Mund mal geschlossen, mal geöffnet und bin dabei langsam mit beiden Taschenlampen über mein Gesicht gefahren. (Klingt ziemlich albern, gelle?) Zwischendurch ließ ich die Lampen auch pausieren, 20 Sek. sind laaaaang 🙂
Das Ergebnis
(…) Fotografie gibt vor, die Realität zu zeigen.(…) Thomas Ruff
Ein verrücktes Ergebnis ist zu sehen. Keine Sorge, so sehe ich nicht aus. Das Bild erinnert mich an Laurence Olivier in „Der Marathon-Mann“ , hat mit meiner äußeren Erscheinung rein gar nichts zu tun. Übrigens trug ich keine Brille, das ist ein Effekt der Taschenlampen. Ich finde es gruselig, aber auch spannend. Der Versuch will fortgesetzt, die Technik verfeinert werden, zumal dies etwas ist, was bei gepflegtem Hamburger Sauwetter gut indoor-geeignet ist ;-).

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