Die Mona Lisa kennt jeder. Es ist das wohl bekannteste Gemälde der Welt. Eine junge Frau, eine klassische Schönheit, die geheimnisvoll lächelt. Die Mona Lisa inspirierte das Berliner Fotografen-Ehepaar Ute und Werner Mahler zu einer besonderen Portrait-Serie. Eine Serie, die auch vom Umbruch handelt. Sie wollten Mädchen portraitieren, die zum einen klassische, zeitlose Gesichter haben und zum anderen im Übergang vom Mädchen zur Frau stecken. Gesucht haben sie diese Mädchen in den Vorstädten von Reykjavik, Minsk, Berlin, Liverpool und Florenz. Vorstädte, die am Rande großer Städte liegen. Übergangsorte.
Während der drei Monate, die die Fotografen durch Europa reisten, entstanden Hunderte von Portraits. Die Arbeitsweise forderte dem Künstlerehepaar mitunter einiges an Geduld ab: Zuerst suchten sich die Mahlers den Ort, der dem Bild als Hintergrund dienen sollte. Dort bauten sie die Plattenkamera auf und richteten den Portraitstuhl ein. Ein Stuhl ohne Lehnen, dafür aber mit einer Kopfstütze, die den Mädchen helfen sollte, ihre Haltung während der Fotositzung beizubehalten. Einer der beiden Fotografen saß für die Einstellungen und die Festlegung des Ausschnitts Modell. Dann erst hielten sie Ausschau nach einem geeigneten Mädchen, was manchmal viele Stunden gedauert hat und sprachen es an. Fast immer hatten sie Glück und die jungen Frauen, die das berühmte Gemälde alle kannten, ließen sich bereitwillig auf das Projekt ein, nahmen auf dem unbequemen Sitzmöbel Platz und schauten in die Kamera wie die Mona Lisa, bzw. wie sie selbst die Mona Lisa in Erinnerung hatten. Die eigentliche Prozedur des Fotografierens dauerte ungefähr 20 Minuten. Zeit genug, um einen besonderen Ausdruck in den Gesichtern festzuhalten. So entstanden ganz wunderbare Bilder, von denen eine Auswahl zur Zeit in der Hamburger Galerie Morat zu sehen ist.
Dieser Film gibt einen kleinen Einblick in Arbeitsweise:
Im Künstlergespräch zur Ausstellungseröffnung am 23. März 2012 stellten die Mahlers ihre Arbeit vor und beantworteten geduldig die Fragen der Anwesenden. Am meisten schien das Publikum die Frage zu interessieren, wer denn jeweils auf den Auslöser gedrückt, sprich fotografiert hat. Die Antwort der Künstler gibt das nicht preis. Ein echtes Gemeinschaftsprojekt halt.
Im Online-Kunstmagazin art ist ein interessantes Interview mit den Mahlers zu dieser Arbeit zu lesen.
Die Ausstellung „Monalisen der Vorstädte“ ist noch bis zum 28. April 2012 in der Galerie Morat in Hamburg zu sehen.
Das Buch zur Serie ist im Verlag Meier und Müller erschienen.
Ein Leser machte mich auf dieses Video aufmerksam, in dem Jörg M. Colberg (Verlag Meier und Müller) das Buch zur Serie ausführlich vorstellt (englisch). Sehr empfehlenswert!
Ich hatte auch das Glück, bei dem erwähnten Künstlergespräch in der Galerie Morat dabei gewesen zu sein. Was ich – neben den MonaLisen – ebenfalls bemerkenswert fand ist, dass sich die Portraits der Frauen mit „Portraits“ von Häusern der jeweiligen Vorstädte abwechselten.
Auch hier gelang es Ute und Werner Mahler quasi Architektur(-details) im Übergang festzuhalten.
Insofern gelingt Ihnen (und der Galerie Morat) auf diese Weise ein – wie ich finde – spannender Mix zwischen zwei Arten von Portraitfotografie.
Kurzum: Ja! Eine spannende Ausstellung! – lohnt sich!
f.
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Ich hatte Jörg Colbergs Besprechung gesehen und war recht begeistert. Vor allem, oder auch weil ich nicht so sehr in der Portraitfotografie drin bin.
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Danke für den Hinweis auf Jörg Colberg. Ich würde mich über einen Link zu dem Artikel freuen!
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und ich dachte, ich hätte ihn verlinkt. Übrigens mit die besten und vor allem auch einzigen Buchbesprechungen in Videoformat.
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Super, vielen Dank. Ich schau mir das gleich an 🙂
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Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!
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Freut mich, dass er dir so gut gefallen hat!
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