Tag 12 unserer Westküstentour stand ganz im Zeichen der Nostalgie und war eher ein schön bummeliger, für mich ohne große Highlights, was zwischendurch auch mal ganz gut war, denn ich war an Bildern mittlerweile übersättigt :-). Auf der Mother Road ging es zunächst nach Seligman, dem „Birthplace of Historic Route 66“. Und dieses Städtchen feiert sich entsprechend, indem hier alles ausgestellt wird, was irgendwie an die alten Zeiten erinnert, als die Route 66 noch nicht durch den Bau der Interstate Highways an Bedeutung verloren hatte. Uralte Autos, Motorräder und Souvenirs jeder erdenklichen Art prägen das Bild. Am Ende der Tagesstrecke lag Williams, ein hübscher, kleiner Ort, den wir am Nachmittag schon erreichten. Aber wie immer, waren wir kaputt, zu kaputt um sich mit Kamera und Stativ auf die Socken zu machen, dabei hätte sich das hier gelohnt. Am Abend steckte ich meistens nur das iPhone ein. Da es hier mit Untergang der Sonne recht kühl wurde, waren alle früh auf ihren Zimmern und bereiteten sich mental auf den nächsten Tag vor, an dem es zum Grand Canyon und zum Monument Valley gehen sollte. Vermutlich waren alle froh, einfach mal auf dem Bettchen vor dem Fernseher zu chillen ;-). Hier einige Impressionen dieses Tages, darunter geht es mit dem nächsten Tag weiter.
Für den 13. Tag hatte ich mir für den ersten Streckenabschnitt das erste und einzige Mal auf der Tour einen Platz im Auto gesichert, denn es war schweinekalt morgens und wir hatten Eiskristalle auf den Sitzen. -2°C – da wäre mir den ganzen Tag nicht mehr warm geworden :-). Wahnsinn, was für Temperatur-Unterschiede wir auf dieser Reise erlebt haben. Aber das wusste man vorher und konnte entsprechend packen. 🙂
Am Grand Canyon hatten wir einen Hubschrauber-Rundflug gebucht, auf den ich mich sehr gefreut hatte. Leider finden in dieser Art Hubschrauber 7 Passagiere Platz, was bedeutet, dass mindestens 2 davon hinten in der Mitte sitzen müssen. Jeder wird hier gewogen und die Gesellschaft verteilt das Gewicht im Hubschrauber. Macht natürlich Sinn, aber es bescherte mir einen Platz hinten in der Mitte, wodurch ich in keine Richtung wirklich gute Sicht hatte. Egal. Einfach mal genießen. Da wir anschließend noch an den Rand des Grand Canyon fuhren und ich dort fotografieren konnte, fühlte ich mich entschädigt. Die Aussicht war der Wahnsinn. Wenn man sich bewusst macht, dass das alles durch die Kraft des einst mächtigen Colorado River entstanden ist, von dem heute durch die stromaufwärts gelegenen Staustämme hier nur noch ein Rinnsal übrig geblieben ist, packt einen schon die Ehrfurcht. Das Werk des Flusses lässt uns heute Erdschichten von ca. 2 Milliarden Jahren bestaunen.
Durch das Navajo-Rerservat fuhren wir Richtung Monument Valley. Das Land ist karg, der Boden staubig, Sandsteinwüste. Ab und zu sahen wir die meist ärmlich anmutende Häuschen, davor standen Autos, von denen man nicht glauben konnte, dass sie überhaupt noch fahren. Die Armut hier gleicht der in der dritten Welt, die Arbeitslosigkeit ist mit 50-60% einer der höchsten der Welt. Als wir einen Laden an einer gut besuchten Tankstelle betraten, hat es mich umgehauen. Leere Regale, nur am vorderen Rand standen einzelne Waren. Selbst wenn man Geld hätte, könnte man hier nichts kaufen.
Nachmittags kamen wir am Monument Valley an. Einer der Orte auf der Welt, wo dir bewusst wird, dass dein Leben nicht mal ein Wimpernschlag im Universum ist. Die Tafelberge bestehen aus 275 Millionen Jahre altem Sandstein, die markanten Formen wurden in den letzten 50 Millionen Jahren durch witterungsbedingte Einflüsse geschaffen. Und sie sehen wunderschön aus, besonders im Licht der späten Nachmittagssonne. Was man auf dem Bild nicht sieht, ist der Krach der laufenden Busmotoren hinter uns, Autos, die ankamen, Touristen ausspuckten, die schnell ein Selfie vor den berühmten Bergen machten und wieder abfuhren ;-). Und ausnahmsweise dachte ich an den Janusblick, sprich: Ich drehte mich um und machte ein Bild, wegen der Objektivität, ihr wisst schon ;-).
Das Motel für die Nacht lag an einer großen Straße und das nächste zu Fuß zu erreichende Restaurant, war das einer großen Burgerkette. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Wer denkt schon bei einer Übernachtung im Indianer-Reservat an Burger, Cola und Hauptstraßen 😉 Irgendwie spielten in meiner Phantasie Steppenwölfe, Lagerfeuer und Bohnen aus der Dose eine Rolle 😉 😀
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Vielleicht täusche ich mich, aber ich lese aus deinen Zeilen, dass es an dieser Stelle langsam genug war. Bei uns war der Punkt nach etwa 3 Wochen erreicht. Ab da waren wir nur noch erschöpft von all den Umzügen, der langen Autofahrten und den vielen Erlebnissen.
Trotzdem (oder gerade) reicht die Zeit, um einen lang anhaltenden Eindruck zu hinterlassen. Ich jedenfalls würde unheimlich gern mal wieder in die USA.
Was den Hubschrauber-Flug betrifft: Ich hätte es wohl nicht akzeptiert, nicht am Fenster zu sitzen.
Danke, dass du hier so viele schöne Bilder zeigst!
Jörn
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Danke für deinen Kommentar, Jörn. Es war langsam wieder Zeit für einen solchen Bummeltag, sonst hätten wir die zwei Highlights des Folgetages (Canyon, Monument Valley) nicht aufnehmen können. Und ich spürte zunehmend weniger Lust zu fotografieren. Und ich brauche auch jetzt beim Bilder schauen, entwickeln und auswählen immer wieder Pausen. 🙂 Aber das macht ja nichts.
Tja, ich bekam Nr. 5, hinten Mitte, und Punkt. Keine Diskussion, das ist ja Abfertigung im Accord 😉 Wenn da jeder noch anfängt zu diskutieren…… 😀
Es war trotzdem schön, aber eben nicht sooooo schön 😉
LG, Conny
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Sehr cooler Beitrag…😘😘😘. Auf Facebook gäbe es ein fettes LIKE!
Von meinem iPad gesendet
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Vielen Dank! Ein Kommentar hier ist natürlich tausend Mal mehr wert, als ein like auf fb 🙂
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Moin Conny,
ich find’s einfach grandios! Bummeltage sind zwischendurch ganz sinnvoll, da man sonst wirklich überfordert wird. Ein bisschen stöbern und Motive suchen ohne jetzt das große Spektakel vor Augen, finde ich immer sehr erholsam. Das Städtchen gefällt mir wirklich gut. Ein wenig an der Geschichte dieser Strasse verdienen, ist nicht das schlechteste 😉 Hätte mit Sicherheit die gleichen Motive abgelichtet 😉 Der darauffolgende Tag ist natürlich der Hammer! Ich weiß nicht viel über Amerika, aber diese Bilder hab ich schon seit frühester Kindheit in meinem Kopf 🙂 Wie gerne möchte ich diese grandiose Natur auch einmal in echt sehen. Ist natürlich im ersten Moment etwas blöd, wenn man im Hubi ausgerechnet in der Mitte sitzen muß, aber du bist ja entschädigt worden. 😉 Könnte stundenlang auf die Bilder starren 🙂 Beim Monument Valley würde ich die Busgeräusche zwar am Anfang bemerken, wäre aber auch sehr schnell wieder mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, so daß ich den Rummel kaum noch wahrnehmen würde. So ist es an solchen Plätzen, vielleicht auch ganz gut, dann geht es dort etwas geordneter zu 😉 Es ist bedrückend zu sehen, wie die Navajo dort heutzutage leben. Es ist leider auch ein Teil der amerikanischen Geschichte, daß man das Land dort denen gestohlen hat, die dort schon viel länger ansässig sind. Traurig, denn auch deren Geschichte ist eigentlich festes Kulturgut auf diesem Kontinent.
LG und einen guten Rutsch
kiki
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Moin Kiki, ich wollte erst auf die Problematik der Indianer näher eingehen, aber das hätte den Rahmen gesprengt. Zu dem, was ihnen damals angetan wurde, habe ich eine klare Haltung, aber zu dem, was da heute so abgeht, ist sie nach intensiver Recherche noch nicht ganz so klar. Trotzdem macht es traurig, wenn man sieht, wie dieses stolze und im Einklang mit Mutter Natur denkende Volk heute lebt.
Ich wünsche dir, dass du eines Tages selbst am Grand Canyon stehen wirst, es ist ein Erlebnis!
LG, den guten Rutsch habe ich dir ja schon gewünscht :-), Conny
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