Z6/Z24-120mm/120mm

Vor langer Zeit, an einem wahrhaft fernen Ort 😉, hielt ich zum ersten Mal eine digitale Spiegelreflexkamera in den Händen. Da eine Kamera allein noch kein Bild macht, war sie ausgestattet mit dem legendären Nikkor 18–200mm. Berühmt wurde dieses Objektiv wegen seiner Eigenart, beim Tragen auf volle Länge auszufahren – ein durchaus kurioser Anblick. Ich liebte sie trotzdem – die Linse und meine Kamera. Von da an waren wir drei unzertrennlich. 

Wir zogen durch die noch unbekannten Straßen und entdeckten die unterschiedlichsten Motive. Fast nichts war zu weit weg oder zu nah dran. Ich war neugierig, lernte von anderen,  experimentierte viel – und hatte eine Menge Spaß. Ich stöberte im Netz: Damals gab es einige Foren und ein noch junges „Kwerfeldein“, betrieben von Martin Gommel. Dort fand ich mich am ehesten wieder – denn es ging weniger um Equipment, sondern um das Sehen und die Umsetzung.

2007 – Foto: Folke Schönhoff

Kam ich von einer Fotosession nach Hause, freute ich mich auf das Arbeiten mit Lightroom – damals noch Version 1 – und auf meine vielen Bilder, die ich oft mit vier oder fünf Sternen bewertete. 

2011, 5 Jahre später,  entstand das letzte Bild mit meinem eigenwilligen Objektiv, danach verkaufte ich es – nicht zuletzt, weil ich endgültig beim Vollformat angekommen war. Aber wie oft habe ich sehnsüchtig an die 18-200mm zurückgedacht.

Mit den Jahren wuchs meine Erfahrung. Die Technik entwickelte sich weiter, ich ebenso. Mittlerweile waren neue Objektive bei mir eingezogen, modernere Kameras, und all die Dinge, die man damals für unverzichtbar hielt 😉. Die Ausrüstung wurde qualitativ besser, die Bilder schärfer, das Bokeh weicher.

Doch damit wuchs auch der Druck, wuchs auch die Selbstkritik. 5 Sterne vergab ich immer seltener. Der anfängliche Spaß wich immer höheren Ansprüchen. Ich besuchte zahlreiche Workshops, um zu lernen. Doch so wie am Anfang fühlte es sich nie wieder an. Stattdessen wurde das Equipment schwerer und schwerer. Eine Ausnahme bildeten das Smartphone und die kleine Fuji X100s/t. Mit ihnen war ich zwar gerne unterwegs, aber die Fuji schränkte mich zuletzt ein (was natürlich anfangs lehrreich ist) , und die Bildqualität von Smartphones im Zoom-Bereich genügt bis heute meinen Ansprüchen nicht.

Dann kamen stillere, ernstere Jahre, in denen ich zunehmend weniger fotografierte. In den Jahren 22/23 erreichte dieser Prozess seinen Tiefpunkt. Ich war damit sehr unglücklich, als würde ein Teil von mir fehlen. Anfang 2024 schrieb ich einen nie veröffentlichten Blogartikel, in dem ich mich fragte, woran das wohl lag. Eine Antwort fand ich nicht sofort.

Also blickte (und vor allem fühlte) ich zurück – an den Anfang, als Fotografie noch Leichtigkeit bedeutete, und Kamera, Objektiv und ich ein eingespieltes Team waren. Diese Gedanken arbeiteten in mir, und im Laufe des letzten Jahres begann ich zaghaft wieder loszulegen. Ich erlaubte mir, (fast) nur mit dem Smartphone zu fotografieren und einfach spielerisch unterwegs zu sein. Die Hipsta-App bot sich dafür wunderbar an – sie erzeugt herrlich unperfekte Bilder mit verschiedenen Looks. (Darüber habe ich bereits ausführlich und genug geschrieben 😉.)

Mit der Zeit kehrte der Spaß zurück, ich fotografierte immer mehr, aber ein Smartphone ersetzt für mich keine richtige Kamera mit Sucher und deren Möglichkeiten. Im Frühjahr wurde mir klar: Ich möchte zurück zum Anfang. Ich will wieder dieses Dreiergespann – eine Kamera, ein Objektiv und ich.

Z6/Z24-120mm/98mm

Die Z6 besitze ich schon seit einigen Jahren und mag sie sehr, da sie fast schon zierlich und dabei trotzdem sehr gut zu bedienen ist. Damit waren wir schon zu zweit. Was noch fehlte, war die Dritte im Bunde, die Linse. Eine meiner Festbrennweiten hätte es sein können, aber ich schätze die unterschiedliche Wirkung von Weitwinkel und Tele. Meine Wahl fiel auf das Z 24–120mm – ein guter Kompromiss aus Qualität, Flexibilität, Größe und Gewicht. Und was soll ich sagen? Lange hat sich nichts mehr so richtig angefühlt. Es deckt perfekt meine Bedürfnisse ab, besonders im Wald. 

Wir drei sind nun oft gemeinsam unterwegs. Die Kombination ist leicht. Diagonal am Körper getragen, ist sie sogar mit Hund an der Leine dabei, stört uns nicht sonderlich und ich bleibe damit flexibel. Das Schönste: Mit einer Naheinstellgrenze von 35 cm kann ich richtig nah heran, ohne auf den moderaten Tele-Bereich verzichten zu müssen. Es fühlt sich – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder leicht an. Und das motiviert mich ungemein. Es ist eine echte Freude, mit dieser Kombi durch die Natur zu streifen. 

Z6/Z24-120mm/120mm

Es war hilfreich, an den Punkt zurückzukehren, an dem der Spaß am größten war. Und mich zu fragen: Was brauche ich, um dorthin zurückzufinden? Wie halte ich den Zugang zur Fotografie so niedrigschwellig wie möglich?

Meine Kamera liegt jetzt immer griffbereit an ihrem Platz – mit geladenem Akku und leerer Speicherkarte – und wartet auf ihren Einsatz. Und wir wachsen langsam zusammen. Ich lerne die Möglichkeiten und Grenzen dieser Kombination kennen – meine eigenen inklusive 😉 – viel intensiver, als wenn ich ständig das Setup wechseln würde. 

Und für den Fall der Fälle stehen die Spezialisten im Schrank und wären einsatzbereit. 

Und nein – ein Systemwechsel kam für mich aus verschiedenen Gründen nicht infrage. 

z6/Z24-120mm/24mm

Published by

13 Antworten zu „Vom Suchen und Finden”.

  1. Liebe Conny,

    das ist schön zu lesen – ich denke, dass es manchmal auch längere Pausen braucht bis sich etwas neu zusammenfügt.

    Und trotz des Charmes den unperfekte Bilder haben liebe ich auch technisch saubere Bilder. Die technische Sauberkeit tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Gräser und die Farne gefallen mit sehr.

    Liebe Grüße Aebby

    Gefällt 1 Person

    1. Lieber Aebby,

      ja, da hast du Recht, manches braucht einfach viel Zeit und noch mehr Geduld.

      Es freut mich besonders, dass dir diese beiden Bilder gefallen. Den fotogenen Farn am Eingangstor in einen benachbarten Garten habe ich gerade zur richtigen Zeit fotografiert, denn bereits am nächsten Tag sah alles ganz anders aus. Die Gräser hinter der Sternmiere sind für mich mit der schönste Anblick im Frühlingswald.

      Liebe Grüße

      Conny

      Like

  2. Das klingt wunderbar und schaut sich in den Bildern auch so an. Meine Fotografie ist momentan ein Ereignis mit Seltenheitswert aber hey, ich bin seit gestern abend auf Sylt und habe gleich drei Kameras dabei (drei, was nach Deiner berechtigten Lesart so viel bedeutet wie: keinen verlässlichen technischen Partner, Unentschiedenheit und Unsicherheit).

    Vielleicht finde ich ja dennoch Gelegenheit, es Dir gleich zu tun. Denn wenn ich wirklich losgehe, dann halte ich es ähnlich. In der Regel habe ich dann nur ein Objektiv bei mir. Ein Tag, eine Kamera, ein Objektiv. Meistens geht sich das gut aus! Mal sehen, ob es gelingt.

    Liebe Grüße aufs Festland: Stefan

    Gefällt 1 Person

    1. Hey Stefan,

      wenn man Daily Sketching betreibt, bleibt für die Fotografie wohl auch kaum Zeit. So oder so schulst du dein Auge 👍. Ich wünsche dir und deiner Familie eine tolle Zeit auf Sylt. Das Wetter ist ja endlich gut. Und ob du nun mit fotografierten oder skizzierten Bildern nach Hause kommst – ich freue mich darauf!
      Ich freue mich auch darüber, dass dir das Gräserbild gefällt. Manchmal sind es die unscheinbaren Motive, die unser Herz berühren.

      Liebe Grüße

      Conny

      Like

  3. Jörn

    Schöner und auch emotionaler Beitrag. Es braucht oft Jahre, bis man die für sich passende Kamera-Objektiv-Kombination gefunden hat. Aber wenn es so weit ist, beginnt der Spaß erst so richtig.

    Übrigens zeigst du da sehr schöne Bilder. Mir gefällt vor allem die Nr. 4!

    Gefällt 1 Person

    1. Hey Jörn,

      vielen Dank für deinen Kommentar, dem ich voll zustimme. Ich weiß jetzt genau was ich will und was nicht – übrigens nicht nur in der Fotografie 😉 – und bin damit sehr zufrieden.

      Schön, dass dir Bild Nr. 4 gut gefällt, ich mag es auch sehr.

      Liebe Grüße

      Conny

      Like

  4. bernddrawe

    hallo Conny, für mich hast du das wirklich schön und liebevoll geschrieben.

    ich finde mich dann wieder und deine Darstellung hat mich zum Nachdenken angeregt.

    Grüße für eine wunderbare Zeit, Bernd

    Like

    1. Hallo Bernd,

      es freut mich, wenn meine Gedanken etwas anstoßen.
      Ich wünsche dir auch eine gute Zeit!

      Liebe Grüße

      Conny

      Like

  5. Liebe Conny,

    spannend ist es, wenn du so deine Werdegang und nach der anfänglichen Euphorie die zunehmende Selbstkritik mit Unzufriedenheit beschreibst.

    Meine große Nikon bleibt leider außer für Konzertfotografie oder andere Aktionen immer im Schrank – selbst im Urlaub. Sie ist einfach zu sperrig. Und manchmal frage ich mich, ob eine kleine kompakte und eher puristische Kamera wie die Leica D-Lux 8 (über die ich neulich gestolpert bin) oder eine ähnliche Kamera wieder zu anderem als iPhone-Fotos führen würde. So schön das iPhone Pro ist: Bei etwas schlechteren Lichtverhältnissen wird es gruselig, außerdem finde ich den Kontrastumfang etwas schwach. Das merkt man dann bei der Bearbeitung. Auch fehlt mir eine ordentliche Tiefenschärfe (die Porträt-Simulation hat halt doch beim genaueren Hinsehen Artefakte). Und die Telelinse hat einfach derzeit noch eine schlechte Qualität.

    Mal sehen, wo meine Reise hingeht.

    Liebe Grüße, Ulf

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Ulf,

      deine Ausrüstung ist das, was ich vorher hatte – groß, schwer und sperrig. Die Leica ist chic, hat aber kein Klappdisplay und wäre mir mit 75mm zu kurz. Die 120mm waren das Minimum. Vom iPhone her wusste ich, das mir das gerade eben so reichen könnte, wenn die Qualität so gut ist, das ich gegebenenfalls noch croppen kann.

      Was ich nicht erwähnt habe: Ich habe an diesem Objektiv einen frei belegbaren Ring, auf den ich die Belichtungskorrektur gelegt habe. Coole Sache, wenn man auch die mit im Griff hat, wo eh die linke Hand dreht.

      Ich bin gespannt, welche Kleine es bei dir mal wird. Ohne Sucher geht gar nicht, da stimme ich dir zu. Wie oft fotografiere ich quasi blind und auf Verdacht mit dem iPhone, weil ich auf dem Display nix erkenne 😉. Trotzdem ist es mit beste Immerdabei 😊.

      Liebe Grüße

      Conny

      Like

  6. Hallo Conny,

    der Weg in der Fotografie ist wohl wie der Weg allen Seins: Man startet, probiert sich und anderes aus, nimmt mal den falschen Weg und verirrt sich ein wenig, besinnt sich und kehrt zurück. Dein Artikel nimmt mich dabei „ein wenig an die Hand“ und zeigt mir die eigenen (Irr-)wege.

    Momentan fotografiere ich nahezu ausschließlich mit einem Voigtländer 40mm /1.2 auf meiner Nikon Z6II. Es ist „meine Art des Sehens“

    Liebe Grüße,

    Werner

    Like

    1. Hallo lieber Werner,

      danke für deine Gedanken. Ja, das kann man sicher auf jeden Lebensbereich übertragen. Leben ist Veränderung und so kann jeder Weg irgendwann zu einem Irrweg werden. So ging es mir z. B. auch mit meinem Waldprojekt. Aber dazu mehr in einem Blogpost. Letztlich läuft es wieder darauf hinaus, dass nur das Hier & Jetzt erlebbar ist.

      Das Voigtländer passt im Moment sehr gut zu dir, deiner Art zu sehen und deinen Motiven. Du hast also auch eine momentane Dream-Kombi 😊.

      Liebe Grüße

      Conny

      Like

      1. Bin gespannt auf das was du zu deinem Waldprojekt zu sagen hast!

        Ganz liebe Grüße,

        Werner

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar