
In einem Workshop, der schon eine gute Zeit Jahre zurück liegt, haben wir uns ein Bild aus einem der vielen ausliegenden Bildbände aussuchen dürfen, um es nachzubauen. Ich habe mir ein Portrait von Charles James des Fotografen Cecil Beaton ausgesucht, welches er 1929 gemacht hat, hauptsächlich, weil ich es einfach klasse finde. Mich reizte daran aber auch besonders das Spiel mit der Spiegelung und ich stellte mir die Ausleuchtung wahnsinnig kompliziert vor. Das war sie aber gar nicht (ein Licht von oben), kompliziert war die Platzierung und der Winkel des seitlichen Spiegels. Wir haben lange probieren müssen, bis es endlich passte. Dann noch ein wenig Gel und Lipbalm. Mir gefällt das Ergebnis ausgesprochen gut, auch wenn es nicht perfekt „kopiert“ ist. Im Original sieht man z. B. in der Spiegelung einen Lichtreflex in einem Auge, den hätte ich auch gern erreicht, aber hier spielt auch immer die Anatomie eine Rolle. Danke an B. für seine unendliche Geduld (falls er sich überhaupt noch erinnert ;-). Ich saß übrigens als MM von Irving Penn Modell für einen Workshopteilnehmer und habe gelernt, welche Lockerungsübungen ein Modell machen kann, wenn die Gesichtsmuskulatur einzufrieren droht :-D.
Ich finde solche Übungen ziemlich genial, man lernt genau hinzusehen und kann bzw. muss mit den zur Verfügung stehenden Mitteln probieren. Gerade über Licht kann man vieles lernen. Man kann lernen zu sehen, welches Licht aus welcher Richtung eingesetzt wurde. Und es macht Spaß, seine Lieblingsbilder mehr oder weniger bekannter Fotografen danach zu erforschen. Allerdings fand ich es immer hilfreich, wenn ein sachkundiger Mensch, idealerweise ein Fotograf mit viel Erfahrung, dann auch für erhellende Momente sorgte, denn was man sich selbst zusammen reimte, musste ja nicht stimmen.
Wenn ich zurückblicke, habe ich am Anfang ziemlich viel nachgebaut, um mir bestimmte Techniken anzueignen. Ich habe Fotos ausgewählt, die mir gut gefielen und dann recherchiert, wie man sowas macht. Dann habe ich versucht, ein zumindest ähnliches Ergebnis zu erreichen. Und dabei habe ich viele Fehler gemacht, probiert, auch mal versagt und gelernt und lerne immer natürlich immer noch, der Weg ist das Ziel ;-).
In China ist es, soweit ich weiß, übrigens ganz normal, dass angehende Künstler zunächst lernen, die Meister zu kopieren, um dann ihre eigene Kunst darzustellen. Darüber rümpft dort niemand die Nase und diejenigen, die den nächsten Schritt nicht wirklich schaffen, verkaufen zur Freude der Kunden günstig ganz gute Kopien ;-).
Und hier ein Screenshot des Originals aus dem Bildband, leider habe ich keine bessere Quelle:


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