Ein freundiches Moin aus dem hohen Norden!
Wenn Nebel sich wie ein weicher Schleier über die Landschaft legt, hat das für mich etwas Mystisches. Und gerade hier auf dem Geestrücken, dem Stapelholm, von wo aus ich meinen Blick sonst weit über die Marsch schweifen lassen kann, finde ich Nebel besonders reizvoll.

Während ich weitergehe, höre ich neben mir die Mahlgeräusche einer Kuh. Ein leises Rascheln im Gebüsch erregt die Aufmerksamkeit meiner Hündin. Auch sie scheint viel genauer zu lauschen, die Reduktion der Töne und der Sicht wahrzunehmen. Die Welt ist leiser, ein schöner Zustand in dieser sonst so lauten Zeit. Eine Insel. Watteweiche Welt.

Hier kann ich sonst wirklich kilometerweit schauen, aber so gefällt es mir viel besser. Diese beiden, am einem Hang stehenden Bäume, habe ich schon oft fotografiert, aber heute sehen sie viel eindrucksvoller aus.

Einzelne Gräser ragen empor und bieten ein schönes Motiv, weil nichts von ihnen ablenkt. Ich lasse mich ganz ein auf das wenige, was ich genauer sehen und hören kann. Die Atmosphäre empfinde ich als total beruhigend. Ebenso wie die Natur kommen auch meine Gedanken zur Ruhe.

Wir folgen dem bekannten Weg, der runter in das flache Grünland führt. Die Stille hier wird jäh unterbrochen von einem lauten, krächzigen Schrei. Und noch einem. Ich versuche zu identifizieren, was sich da im Nebel versteckt, kann es aber nicht erkennen. Ein schemenhafter, schreiender Schatten.

Dann ein Doppelschrei und eine Bewegung im Nebel. Ich drehe mich zur Seite und erwische den Fasan gerade noch im Wegfliegen. Dann kehrt wieder Stille ein. Der Weg führt uns zurück auf den Hügel.

Die schmale Straße ist gesäumt von den typischen dichten Knick-Hecken, hinter denen hier die abgeernteten Maisfelder liegen. Am Ende der Hecke haben wir Sicht aufs Feld und stehen plötzlich zwei Rehen gegenüber, die genauso überrascht sind wie wir. Ich flüstere meiner passionierten Jägerin zu, sie möge still sein und bleiben. Ich glaube, sie spürt meine Spannung und steht tatsächlich still neben mir. Es gelingt mir, ein Foto zu machen, bevor die Rehe flüchten.

Ein kleiner Schwarm Stare kreuzt unseren Weg. Diese Vögel liebe ich ganz besonders und schaue ihnen gern beim Fliegen zu.

Auf dem Rückweg ist es dann leider vorbei mit der Ruhe. Ein Bauer hat mit seinem Tagewerk begonnen und pflügt den Acker. Der Motor dröhnt laut, fast kann ich die Vibrationen körperlich spüren.

Auf dem Rückweg zum Auto lasse ich meine Gedanken schweifen. Wie schön wäre es, wenn die Welt ein wenig leiser wäre. In jeder Hinsicht. Ich lebe hier zurückgezogen, umgeben von weitläufiger Naturlandschaft. Wenn ich meine alte Heimat Hamburg besuche, bin ich schnell überreizt. Zu laut, zu viele Menschen, zu viel Beton, zu viel Verkehr, zu viel Licht, zu viele Gerüche – zu viel von allem. Totale Reizüberflutung. Wie habe ich das früher nur ausgehalten?
Ich liebe mein Leben hier, wo ich das Wetter jeden Tag so unmittelbar spüre, die Menschen und das Leben davon geprägt sind. Man nimmt es, wie es kommt. Es ist beschaulich. Früher hätte es mich gegruselt vor lauter Beschaulichkeit. Heute ist es ein Ort des inneren Friedens. Und wenn Nebel aufzieht, ist er umso schöner. Alles im Leben hat seine Zeit.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

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