
Ein kalter, nasser Abend. Eigentlich will ich ein großes Gebäude bei Nacht fotografieren, aber ein Geräusch lenkt mich ab. Ein Knistern, ein Schlagen geht von dem als Absperrung aufgebautem Autoreifen mit den rot-weiß gestreiften Absperrbändern aus. Ich lausche und betrachte. Es sieht wunderschön aus, wie die Bänder im Wind flattern. Rhythmisch, laut und leise werdend, im Fordern nach Freiheit, so scheint es. Rundherum ist alles nacht-ruhig. Nirgendwo ist Bewegung wahrnehmbar, kein Auto, keine Menschen, nichts. Nur die Bänder, mit denen der Wind spielt. Die Szene fängt mich ein. In einer Langzeitbelichtung halte ich meinen Eindruck fest und schaue noch lange hin. Ein Zauber geht von den sich im Wind bewegenden Tapes aus und ich hätte sie gern gefilmt.
Wenn ich jetzt wieder an „meinen“ Bändern vorbei komme, denke ich an den Augenblick und freue mich über diesen besonderen Moment, den ich erlebt habe. Es liegt so viel Schönheit im Gewöhnlichem. Man muss nur Hinschauen und sich öffnen und man entdeckt die Poesie, die daran liegen kann. Habt ihr schon einmal beobachtet, wie wunderschön es aussieht, wenn der Wind eine Plastiktüte umher wirbelt? In meinem Lieblingsfilm „American Beauty“ wird so eine Szene gezeigt. Und Rick, der sie gefilmt hat, sagt zu seiner Freundin, während er ihr diesen kleinen Film zeigt,:
„Sometimes there’s so much beauty in the world I feel like I can’t take it, like my heart’s going to cave in.“

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