Grau. Grauen. Grauenhaft

GREY I

 

Als ehemalige Jenfelderin kann ich mich noch gut daran erinnern, wie es in Jenfeld ohne das „Jen“ aussah. Damals wurden dort die ersten Plattenbau-Siedlungen gebaut, aber es gab im Zentrum kleine Geschäfte, in denen man sich mit Namen grüsste und sogar einen Milchmann, bei dem wir als kleine Steppkes mit der Milchkanne bewaffnet, lose Milch einkauften. Dann wurde in den 70ern das „Jen“ gebaut. Ein grauer Betonklotz mit integrierten Hochhäusern. Gegen die Eintönigkeit wurden starke knallblaue und gelbe Akzente gesetzt, was das Grau erst recht betont. Die kleinen Läden schlossen, das „Jen“ steht noch heute und man fragt sich, was sich  die Architekten damals gedacht haben, als sie die Stadt nicht nur hier systematisch mit grauem Beton und Waschbetonplatten verunstalteten.

 

GREY II GREY III

 

Mein Beitrag zu Pabucas Wochenthema “GREY.

Alle meine Hamburg-Bilder zu diesem Projekt sind in folgender Galerie zu sehen: >klick<

Bildschirmfoto 2014-02-10 um 20.57.14

19 Antworten zu Grau. Grauen. Grauenhaft

  1. HF sagt:

    Ja, so etwas ist grauenvoll, aber man sollte nicht den Architekten die Schuld zuweisen, sondern den Auftraggebern/denen, die das bestellt und bezahlt haben.

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  2. Jörn sagt:

    Ja, scheußlich – überall, wo diese Art von „Siedlung“ steht (ich kenne noch den Osdorfer Born), empfinde ich „Missfallen“. Wer möchte dort gern leben? Vermutlich niemand.

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    • Verfasser

      Osdorfer Born, Mümmelmannsberg, Steilshoop, die Hochhäuser am Hauptbahnhof….. Da gibt es schon so einige in dieser Stadt, leider. Wer da leben möchte weiß ich nicht, da gleicht meine Vermutung deiner 🙂

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  3. hansekiki sagt:

    Moin Conny,
    es sieht schlimm dort aus, das findet man leider nicht nur in Hamburg. Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, daß dort die Menschen regelrecht versteckt werden. Zeichen von Leben zeigen sich nur in der unterschiedlichen Gestaltung der Fenstervorhänge und der Balkone. Ansonsten seh ich nur Gleichschaltung und Anonymität. Schade um einen Stadtteil, mit dem doch so schöne Erinnerungen verknüpft sind.
    LG kiki

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    • Verfasser

      „Versteckt“ ist ein interessanter Ansatz, liebe Kiki. Versteckt, verwahrt, vergessen vielleicht. Ich habe eine Dokumentation gesehen, da ging es um einen Vergleich der Chancen der Kinder aus Jenfeld und Eppendorf. Wobei der Nicht-Hamburger wissen muss, dass Eppendorf das zur Zeit hippe Viertel mit finanzkräftigen Menschen ist. Da haben Kinder aus Jenfeld erzählt, dass sie eigentlich noch nie aus ihrem Stadtteil herausgekommen sind! Insofern ist deine Wahrnehmung vermutlich und erschreckenderweise richtig.
      LG, Conny

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    • Verfasser

      Liebe Tilda, dein Architekt ist bestimmt ein sehr guter und braucht sich diesen Schuh nicht anziehen :-D. Aber einer wird´s entworfen haben…… Schäme er sich! 🙂

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  4. Hallo Conny,
    schöne Serie. Dann muss ich doch wohl mal mein Umfeld fotografieren, denn ich lebe in so einer „grauenhaften“ Umgebung.
    Das mit der Milchkanne und der losen Butter kenne ich auch noch und den Altstoffhändler um die Ecke, wo alte Zeitungen zu Dauerlutschern beim Tante Emma Laden umgewandelt wurden 😀 Das waren meine ersten sieben Lebensjahre mitten in „Mottenburg“ heute Ottensen 😉
    LG Angela

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    • Verfasser

      Liebe Angela, damit wollte ich niemandem auf die Füße treten, denn ich bin dort aufgewachsen, wie so viele in solchem Umfeld. Dennoch würde ich dem Architekten gern mal berichten, was er da angerichtet hat :-D. Er hat sicher Geld verdient und das nicht schlecht, aber wir Menschen mussten damit leben. Nicht witzig. Aber über deinen Stadtteil lese ich:

      „In den 1960er Jahren wurde die Ottensener Industrie zunehmend verlagert und Firmen meldeten Insolvenz an. Investitionen in neue Projekte, die die alten Wirtschaftsgrundlagen hätten ersetzen können, blieben aus. Daher sank die Bevölkerungszahl, bis sich in den 1980er Jahren erstmals eine Trendwende ergab. Mittlerweile hat der Stadtteil eine deutliche Aufwertung (Gentrifizierung) erfahren – vor allem, seitdem Ottensen vom rebellischen, multikulturellen Szenestadtteil der 1970er zum heutigen, eher gediegenen, aber immer noch kulturell vielfältigen Stadtzentrum mit attraktiven Einkaufsmöglichkeiten geworden ist. Viele alte Häuser sind jetzt saniert, und die Wohnungen sehr begehrt, statt WGs finden sich zunehmend Mittelstands-Familien und Akademiker. Auch das Shopping- und Nachtleben hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt und ist zu einem Publikumsmagneten geworden, so dass jetzt Besucher aus dem ganzen Hamburger Stadtgebiet kommen. Bemerkenswert ist, dass Ottensen trotz der Vielfalt der Nationalitäten innerhalb seiner Bevölkerung nicht zu den sozialen Brennpunkten Hamburgs zählt, sondern als lebendiger Stadtteil beliebt ist.“

      Würdest du die Gentrifizierung nun positiv bewerten oder nimmst du sie gar nicht so wahr? Ehrlich gesagt, kenne ich Ottensen nicht wirklich. So groß ist HH nun aber doch gar nicht ;-).

      LG, Conny

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      • Hallo Conny,
        also mir hast du nicht auf die Füsse getreten. Ich lebe halt am Osdorfer Born, aber dafür ist die Miete auch moderat und ich kann mir Fotografie und Reisen leisten 😉
        Wenn ich € 1000,- Miete zahlen müsste ginge das nicht mehr. Zudem überraschen mich die Leute die hier wohnen doch oftmals sehr positiv. Klar gibt es auch viel negatives, aber das positive überwiegt.
        Zum Thema Ottensen: Ich kenne halt noch den alten Altonaer Bahnhof und das Bismarckbad. Beides ist nicht mehr da 😦 ganuso wie das Frappant, welches allerdings ein Schandfleck war und durch Ikea wahrscheinlich besser besetzt ist. Sanierung ist o.k., denn ich kenne es noch das die Toilette in den Altbauten eine halbe Treppe tiefer war und sich mit mehreren Mietparteien geteilt werden musste. Also stehe ich der ganzen Sache mit gemischten Gefühlen gegenüber.
        LG Angela

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        • Verfasser

          Hallo Angela, Stadtteilentwicklung ist sicher immer differenziert zu betrachten und was du über die Anwohner schreibst, hört man auch aus anderen Teilen Hamburgs. Die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz scheint mir dort manchmal höher zu sein, als in sog. „feinen“ Vierteln. Toilettensharing ist zum Glück heute kein Thema mehr ;-). Mal sehen, wann ich mal wieder in die Ecke komme, für mich ist der Weg weit, da ich aus dem nord-östlichsten Zipfel HHs komme. LG, Conny

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          • Hallo Conny,
            wir hatten zum Glück unser Bad in der Wohnung und mussten kein Toilettensharing machen 😀
            Zum Thema Toleranz: Das sieht man ja gerade in Harvestehude wie die „feine“ Gesellschaft tickt.
            Ich kann mich nicht erinnern das so ein Theater in den sogenannten Brennpunkten wegen Flüchtlingen gemacht wurde.
            LG Angela

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  5. Beeindruckend. Irgendwie. In seiner Größe und Hässlichkeit. – Man muss Gebäude wie dieses im Kontext der Zeit sehen, glaube ich jedenfalls. Die Siebziger Jahre sind doch nach den alles in allem miefigen Sechzigern (in dem weite Teile des Landes noch immer durch Honoratioren des Dritten Reiches geprägt waren), eine Zeit der „neuen Moderne“ : Alles sollte „schick“, „neu“, „anders“ sein. Man wollte preigünstigen Wohnraum, gepaart mit neuen Wohnkonzepten. Nun, was da raus kam, können wir in vielen Städten noch heute sehen.. Aus Hannover ein schönes Beispiel: http://de.wikipedia.org/wiki/Ihme-Zentrum
    Diese Dinger werden uns noch ein wenig begleiten, fürchte ich.
    Lg,
    Werner

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    • Verfasser

      Ja, das fürchte ich auch und das Wissen um den Kontext der Zeit macht es nicht wirklich besser ;-). Euer Ihme-Zentrum sieht (zumindest auf den Fotos) sehr viel besser aus. LG, Conny

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  6. aebby sagt:

    Gut fotografiert, hat eine gewisse Ästethik der Hässlichkeit,

    Zum Thema: In meiner Heimatstadt gibt es ein ähnliches Bauwerk. Ich erinnere mich wie es damals bei der EInweihung als futuristisches Wohnprojekt gefeiert wurde. Irgendwie hat sich die Zukunft aber anders entwickelt als in den 60 er vermutet wurde.

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    • Verfasser

      Danke Aebby, “Ästhetik der Hässlichkeit” gefällt mir.
      Vermutlich war das hier auch so, allerdings waren sich die Einwohner von Anfang an einig darüber, dass futuristisch nicht gleich schön bedeuten muss 😉

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  7. juergen61 sagt:

    Hallo Conny,
    das gab es in meiner Heimat auch…nannte sich die ..neue Stadt Dorsten (NRW)…komplett aus Beton auf die grüne Wiese gesetzt, für 30.000 Menschen…und alle Architekten und Stadtplaner fuhren hin um sich Inspiration für die Zukunft zu holen…15 Jahre später fuhren wieder alle hin…um die halbleere Problemstadt mit zerfallendem Beton, nassen Wänden und eingeworfenen Fenstern zu bestaunen…
    Lieber Gruss, Jürgen

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