Mississippi. Inneres Bild vs. Realität.

Mississippi Delta, USA

 

Während der Fahrt durch den Bundesstaat Mississippi entstanden so einige Bilder und ich habe jetzt durch meine Auswahl, ein für mich stimmiges Gesamtbild erreicht. Es handelt sich also um meine sehr subjektive Sicht und die hat ganz sicher auch mit meinem inneren Bild der Südstaaten zu tun, denn vieles von dem, was für mich dazu passen würde,  habe ich vor Ort gar nicht gesehen (Baumwollfelder z. B.). Dafür anderes, was nicht in mein Bild passte. Eine Dokumentation ist es nicht, muss es auch nicht sein. Es ist meine Interpretation. Fotografie ist immer eine Interpretation und hätte ich vor Ort die anderen Bilder (wie beispielsweise jenes von der modernen Metall-Skulptur) gar nicht erst gemacht, würde ich jetzt nicht darüber nachdenken, wie sehr ich hier im Nachhinein Einfluss nehme.

Das obere Bild entstand übrigens während einer kurzen Pause auf einem staubigen Platz an einer Straße im Lower Mississippi Delta. Ja, ein bisschen hat das Bild mit meinem inneren Bild zu tun. Von allem Gesehenen tatsächlich am meisten. Das ist mein größtes Thema dieser Reise, die inneren Bilder, die nur so wenig mit der Realität zu tun haben. Wie viel haben dann die Filme, Bildbände, Bücher, die ich im Laufe meines Lebens angesehen bzw. gelesen habe, mit der Realität zu tun? Wie sind diese Bilder in mir entstanden? Ist meine Phantasie mit mir durchgegangen oder haben schon meine „Vorlagen“ geschönt, selektiert, auf die Spitze getrieben, was nur punktuell sichtbar ist? Was meint man eigentlich, wenn man von der „Südstaaten-Romantik“ spricht, die mich so gereizt hat?

Vielleicht war es einfach nur die falsche Route, die falsche Jahreszeit? Die Baumwollfelder glänzten nicht in der flirrenden Südstaaten-Sonne, sie waren abgeerntet. Aber wie man mir erklärte, sieht man heute auch keine Baumwollpflücker mehr, da es kostengünstiger ist, die Pflanzen abzumähen und in der Fabrik abzuernten. So ändern sich vielleicht einfach die Zeiten und Bilder passen nicht mehr übereinander.

 

14 Antworten zu Mississippi. Inneres Bild vs. Realität.

  1. docugraphy sagt:

    Dokumentarisch im besten Sinne… Tolle Bilder, starke Kompositionen!!! Fotografieren, was man sieht, sich freimachen von Erwartungen und unvoreingenommen beobachten, toll umgesetzt! 🙂

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  2. Stefan Senf sagt:

    Man sagt ja so oft, das Bild entstehe im Kopf. ein Bild das man nicht im Kopf mitbringe, würde man mit der Kamera nicht finden. Ich halte viel von diesem Gedanken. Auf jeden Fall ist es so, dass das was man im Kopf mitbringt genauso viel Einfluss auf die eigenen Bilder hat wie das was man vorfindet. Spannend wird es, wenn das was man mitbringt und das was man findet, nicht übereinander passt.

    Ich Finder Dein Serie spannend und wenn Du auch schreibst, dass sie Deine Route vielleicht falsch war, für mich bilden Deine Bilder nun ein Puzzleteil in meiner Mindmap der Amerikanischen Südstaaten. Für mich muss es da jetzt auch so aussehen. Es ist alles im Fluss.

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  3. Nicola Meynköhn sagt:

    Das sind interessante Gedanken über die inneren Bilder ,die man hat wenn man eine Reise macht. Manchmal ist die Realität enttäuschend, noch besser man findet „äussere Bilder“ die einen lebendig machen – für die Fotografie…Schön geschrieben !

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  4. Paleica sagt:

    ach ich liebe dieses ur-amerikanische flair. ich hab es zwar nicht so mit den südstaaten, dennoch löst das irgendwie was in mir aus. eine schöne und gefühlt auch charakteristische galerie. die sache mit den inneren bildern spielt natürlich eine unglaubliche rolle und beeinflusst die wahrnehmung sehr. es gibt da ein interessantes bild: you don’t see things like they are, you see things like you are.

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  5. hansekiki sagt:

    Moin Conny,
    vielleicht hat es ja so etwas wie „Südstaatenromantik“ auch nie gegeben, sondern der Begriff ist auch nur in den Köpfen der Leute entstanden, die gewisse Geschichten oder Bilder für sich interpretiert haben. Du hast recht, es gibt punktuell bestimmt genug Gelegenheiten diese auch für sich zu finden, aber das ist ja noch viel mehr drumherum. Es ist immer eine gute Gelegenheit, sich auf Reisen mit dem zu beschäftigen was einen umgibt und nicht auf das zu warten, was man im Kopf hat. Sightseeing mit Trophäenbildern ist eine Sache auf Reisen, aber welche Bilder werden auf Dauer davon im Kopf bleiben? Sind es vielleicht auch Aufnahmen wie diese, die einfach das zeigen, was man gesehen hat und das Gefühl dieser Reise am besten vermitteln? Klar, „Louisianamoos“ war ein Knaller, aber es ist „nur“ ein Bruchteil eines kleinen Lebensabschnitts auf einer großen Reise. Alles was drumherum stattfindet ist genauso spannend, weil man dazu eben keine Bilder im Kopf hat und seine Eindrücke erst einmal sortieren muß 😉
    LG kiki

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  6. aebby sagt:

    Die USA sind sehr vielfältig, das Land ist groß. Der Versuch sich (selbst von einem kleinen Teil) ein vollständiges Bild zumachen ist aussichtslos. Von den Geschichten, Bildern, Filmen kommt nur ein teil zu uns, jede(r) sieht davon nur einen Ausschnitt, jede(r) formt sich dann sein eigenes und inneres Bild. Und irgendwannn stehen wir dann „drüben“ und suchen unsere inneren Bilder finden die nur teilweise … und letztendlich entstehen neue Bilder in uns und in den Kameras. Ein Teil der Bilder wird dann gezeigt, trifft auf die inneren Bilder der Betrachter und ein Umlauf des Kreises schließt sich.

    Gnaz konkret zu Deinen Bildern, sie gefallen mir sehr und sie decken sich gut mit den inneren Bildern der Südstaaten, die ich mit mir herumtrage. Das Titelbild und das Telefon sind meine Favoriten.

    P.S. vor vielen Jahren war ich mal in den USA, ich erinnere mich gut, dass ich an einigen Stellen fassungslos war, weil die Szenerie mit dem inneren Bild, das ich eigentlich als Klischee markiert hatte, zusammenpasste.

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  7. linsenwerk sagt:

    Danke für die eindrucksvollen Bilder!
    Ja, Erwartung und Wirklichkeit. Nicht immer im Einklang. Um so interessanter, wenns mal andersrum läuft. Weiterhin gutes „Sehen“ und viele Grüße.

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