
Menschen zu portraitieren erfordert immer ein hohes Maß an Empathie und Fingerspitzengefühl, besonders wenn diese Situation neu und ungewohnt für diejenigen ist. Als Fotografin möchte ich mit der nötigen Sensibilität eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen und eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Bei diesen Aufnahmen bot sich ein großes Tüll-Netz an, mit dem man ein wenig mit dem Grad des Sichtbarseins spielen und woran man sich auch ein bisschen festhalten kann. Mir ist wichtig, dass der Mensch, der sich mir und meiner Kamera zeigt, wirklich wohl damit fühlt. Dann braucht es auch nicht mehr vieler Worte, dann ergibt sich ein Dialog auf einer anderen, tieferen Ebene, der mitunter sehr intensiv sein kann. Ich mag diesen Prozess und empfinde ihn für beide Seiten bereichernd.
Walter Shels sagte in einem Interview, er sei ein Moll-Mensch und würde das unmotivierte Lächeln in der Portraitfotografie nicht mögen, welches ein Mensch nur aufsetzt, um zu gefallen. So geht es mir auch. Meine Lieblingsportraits zeigen fast nie lachende Menschen, ich mag die ernsten oder melancholischen Gesichter, weil sie (mir) mehr über die Person erzählen. Und sie erzählen auch etwas über mich.



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