






Die 9. Woche verging wie im Flug. Tag 58 begann wunderschön. Nebel lag über den Wiesen und Feldern und ich war sehr früh unterwegs und habe mich an dem Licht gefreut, bin mal wieder regelrecht versunken in den Augenblicken.
An Tag 62 habe ich mich sehr lange mit der Umsetzung eines Gefühls beschäftigt. In der Sekunde, in der ich auf eines meiner Bilder schaue, werden Millionen andere ins Netz geladen. Über verschiedene Interpretationen kam ich dann zu der Bild-Idee, eine Mehrfachbelichtung aus 7 Fotos zu machen, jedes zeigt Bilder in der Google-Bildersuche. Aus einem Video über analoge Fotografie nahm ich ein Bild, also einen Teil einer Sekunde, der genau 2 belichtete Negative zeigt. Das Finish entstand in Photoshop, wo ich dieses Bild halbtransparent über die Mehrfachbelichtung legte, wodurch auf dem belichteten Teil des Films, die Masse der Google-Bilder wieder durchscheint. Andere Interpretationen zeigten aber auch mich inmitten dieser Bilderflut oder eines meiner Bilder darüber. Ein Thema für mich, nicht erst nachdem ich an Tag 61 auf die wahnsinnige Idee kam, ein paar Fotos auf dem Venezianischem Maskenfest zu machen, wie gefühlt alle Hamburger, die über eine Kamera, vorzugsweise mit riesigen Linsen, verfügen. Ob die aufwändig verkleideten und ein Spiel darbietenden Künstler sich wohl in die Zeiten zurückgesehnt haben, als das Publikum noch zu sah und applaudierte und nicht nur Fotos schoss wie bekloppt? Eine Flut dieser Fotos überschwemmte nicht nur die Hamburger Internet-Region und alle sahen irgendwie gleich aus. 😉
Am nächsten Tag war ich auf einem Friedhof, um an meiner Serie weiter zu arbeiten. Auf einem Sektor mit den Gräbern von italienischen Kriegsgefangenen fiel mir auf, dass die Gräber wie mit einer Schnur gezogen und weit gespreizt angeordnet sind . Es sind so viele und man müsste sie viel kompakter angeordnet sehen, um die Masse zu erfassen. So war mein Gefühl. Der Versuch, dies in einer Mehrfachbelichtung festzuhalten, ist auf dem letzten Bild zu sehen.
Ich stelle fest, dass mich die Veröffentlichung der Bilder beeinflusst, was ich so nicht vermutet hätte. Rein theoretisch hätte ich mich vielleicht durchaus die ganze Woche mit den Tulpen beschäftigen können. Wie gesagt, rein theoretisch ;-). Aber so würde ich das hier nicht zeigen. Warum eigentlich nicht? Joakim Eskildsen hat sich schliesslich auch wochenlang auf ein Motiv konzentriert und z. B. eine Zeit lang nur Bäume fotografiert. Auseinandersetzung, dass ist doch das, was ich will. Und im Grunde sollte mir doch egal sein, wie das „draußen“ so ankommt. Daran arbeite ich noch ;-), nee wirklich, im Ernst! 🙂

Hinterlasse eine Antwort zu Ray Catcher Antwort abbrechen