
Der Tag beginnt mit einer Überraschung. Überfrierender Rauhreif verwandelt unseren Wald in einen Zauberwald. Eine Oase in diesen stürmischen Zeiten. Für mich wiederholt sich hier auf dem Dorf jetzt so manches, was im letzten Jahr noch ganz neu und spannend war. Da seid ihr ja wieder, denke ich, als ich an den bereits besetzten Storchenhorsten vorbei fahre. Mein Weg in die nächste Kleinstadt führt mich durch einen Koog. Meine Lieblingsstrecke, auf der ich den Blick weit schweifen lassen kann. Statt Radio höre ich ein Hörbuch, denn ich kann die Nachrichten nur noch in homöopathischen Dosen ertragen. Ich brauche zwischendrin Pausen von all den katastrophalen Geschehnissen. #Selbstfürsorge
In diesen Tagen muss ich auf der schmalen, sich kurvig durch die weite Landschaft schlängelnden Straße ständig Treckern ausweichen, die ihre großen Gülle-Anhänger im Schlepptau haben. Die Landwirte sind spät dran, denn auf die völlig durchgeweichten Böden konnten sie nichts ausbringen. Wir hatten im Februar ca. 320% mehr Regen, als normalerweise üblich. Jetzt nutzen sie emsig von früh bis spät die trockenen Tage. Während ich hinter einem solchen Gefährt herfahre, fällt mein Blick auf einen Acker, der sich in einen kleinen See verwandelt hat. Ein Zeugnis des sich wandelnden Klimas? Eigentlich müsste ich das fotografisch festhalten, denke ich, aber anhalten geht gerade nicht.
Auf dem Rückweg, kurz vor Sonnenuntergang, bietet sich mir ein schönes Schauspiel. Der Himmel zeigt sich überaus lebendig, die tiefstehende Sonne blendet mich beim Fahren dermaßen, dass auch Sonnenbrille plus Sonnenblende kaum helfen. Und dann komme ich wieder an dem Acker vorbei. So schön. Diesmal klappt es mit dem Anhalten und Aussteigen. Und für einen Moment vergesse ich all das Schlimme, was unser aller Leben aktuell oder schon seit Jahren bestimmt. Bin ganz im hier und jetzt und genieße diesen Moment.



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