Playdate I – Ergebnisse und Auswertung

Playdates Conny 3Das erste Playdate ist gespielt und so präsentieren Katrin und ich heute einige der Ergebnisse und erzählen ein bisschen über unsere Erfahrungen damit. Katrin auf ihrem Blog, ich hier.

Den Austausch mit Katrin finde ich sehr bereichernd, da sie kein Blatt vor den Mund nimmt und meine Bilder sachlich und konstruktiv kritisiert. Katrin hat dies im Austausch mit ihrer analogen Fotogruppe gelernt, mir fehlt diese Erfahrung und ich muss das üben.  Wir haben uns für Facebook als Plattform entschieden, weil man dort schnell was schreiben oder Bilder posten kann und durch die Darstellung der Timeline den Überblick behält, was per E-Mail nicht so einfach möglich wäre.  Aber nun zur Aufgabe an sich:

Im Großen ist unser Thema den Spaß und die eigene Kreativität zu kitzeln und im Speziellen bei dieser Aufgabe, die Komfortzone zu verlassen und/oder mit dem Gegenteil zu arbeiten. Der Anfang gestaltete sich bei mir ein wenig holprig, aber nach und nach kam ich in einen gewissen „Flow“ und so fand ich es ziemlich schade, dass die Aufgabe Mitte Mai endete. Ich habe aber viele Ideen im Kopf, die ich noch umsetzen möchte. Nun zeige ich euch erstmal einige der Bilder, die ich in 9 Bereiche aufgeteilt habe und die Reihenfolge deckt sich weitgehendst mit dem zeitlichen Ablauf.

1. Irritation. Ich zog los in die Natur, an einen mir völlig fremden Ort und dachte, die Idee zum Gegenteil wird mir dort schon einfallen. Zugegeben, aller Anfang ist schwer und ich spürte den Druck, etwas besonderes zu machen. Statt Druck sollte aber ein spielerisches Herangehen im Vordergrund stehen. Also einfach mal einen, zwei, drei Gänge runterschalten :-). Statt klarer Naturbilder habe ich Irritationen ins Bild gebracht. Einmal mit einem vor die Linse gehaltenen Prisma, mit einem Zoom-Effekt und einem senkrechtem Wischer:

2. Tiere. Ich fotografiere selten Tiere, also war das natürlich naheliegend als Gegenteil. Kann man machen, aber ich fand es nicht sonderlich kreativitätsfördernd. 😉

  3. Licht- und Schattenwurf. An dem Tag war herrliches Wetter, was zu einem Fotospaziergang einlud. Das Gegenteil liegt auf der Hand: hier im Haus fotografieren, nur was? Frühmorgens bzw. spätnachmittags gibt es hier teilweise interessante Licht- und Schattenwürfe:

4. Infrarot und Langzeitbelichtung. Infrarot-Aufnahmen spielen sich für mich jenseits der Komfortzone ab. Man muss eine passende Location finden, die Aufnahmetechnik ist auch nicht mal eben so nebenbei erledigt, sondern erfordert einiges an Probieren mit der passenden Belichtungszeit. Also ideal. Leider ist meine D810 dafür offensichtlich noch weniger geeignet, als die D700 und von den Ergebnissen war ich eher enttäuscht. Farbige Nachbearbeitung in Color Efex 4. Die Langzeitbelichtung war auch eher frustrierend. Ich fuhr für dieses Bild extra in die Stadt. Wir hatten einen tollen, wolkenreichen Himmel über Hamburg, nur leider keinen Wind. Selbst bei einer Belichtungszeit von 151 Sekunden entstand kaum der Wisch-Effekt am Himmel, den ich mir wünschte:

5. Upside down. Wieder in der Natur, stellen wir doch einfach mal alles auf Kopf. Spiegelungen im Wasser ergeben auf diese Weise einen interessanten Effekt:

6. Unscharf. Statt Dinge klar abzubilden, sie zu spiegeln oder auf den Kopf zu stellen, kann man sie natürlich auch komplett unscharf darstellen:

7. Selbstportraits. Das absolute Gegenteil meiner Komfortzone, wenn auch nicht ganz neu für mich. Wäre ich viel jünger, gehörte ich zur Generation „Selfie“, aber so ist es nicht. Wenn ich schon das Motiv bin, dann mag ich lieber von anderen fotografiert werden, als von mir selbst. Augen zu und durch. Ich habe mich den Bildern zögerlich genähert. Zunächst darüber, mich eher zu verdecken bzw. zu verstecken ;-), dann durch verschiedene Folien hindurch, was einen sehr weichen Look produziert. Die Hipsta-Filter tun ihr übriges. Aber schließlich baute ich einen Blitz auf, setzte einen silbernen Beauty Dish mit Wabe drauf, was gerade in der Mitte ein relativ hartes, gerichtetes Licht ergibt. Unbearbeitet, nur in s/w konvertiert. Ich die Serie Katrin gezeigt und sie schrieb dazu:

„Sehr beeindruckend alle miteinander. Ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, wie schwer das ist, sich so zu sehen.
Da ist wirklich kein Erbarmen. Aber sie berühren mich. Viel mehr als die Hipstas.
Die Hipstas sind gefälliger, aber irgendwie rauschen sie auch ein bisschen durch.
Wenn ich morgen an deine Selbstportraits denke, werden es diese sein. (…) Ich finde diese Serie unglaublich stark.“

Davon zeige ich hier nur ein Bild, irgendwann vielleicht die ganze Serie, mal sehen:

8. „Composing“. Das Gegenteil davon, ein neues Bild aufzunehmen, ist aus alten Bildern ein neues zu machen. Dieses Tun gefällt mir so gut, dass ich noch mehr in diese Richtung machen möchte.

9. Experimente. Statt direkt zu fotografieren, kann man durch etwas hindurch fotografieren. Wie geht das wohl, durch eine mit Wasser befüllte Vase hindurch? Das war meine Ausgangsfrage. Und hier passierte dann ganz viel. Vielleicht, weil ich einfach eine Frage stellte, die eine lange Session einleitete, die mir wahnsinnig viel Spass brachte und in der ich versank. Die Vase mit dem Wasser wurde abgedeckt mit einer Folie, die Objekte nicht nur dahinter, sondern auch darin und in Bewegung fotografiert, während der Aufnahme der Fokus verdreht, die Vase mit Sprudelwasser befüllt, die Tropfenbildung beobachtet. Wie kann ich einen langsam runterlaufenden Tropfen abbilden ohne Hochleistungs-Aufbau? Honig fliesst langsam…. Ach, das hat einfach nur Spass gebracht :-). Alle Aufnahmen sind mit Blitzlicht entstanden:

Fazit der ersten Aufgabe:

Es hat bei mir ein bisschen gedauert, bis ich mich wirklich darauf ein- bzw. losgelassen habe. Am interessantesten fand ich es,  als ich anfing zu „forschen“. Loslassen konnte von Dingen, die ich kannte. Mich selbst herausforderte, z. B. mit den Selbstportraits. Mich überraschte mit dem fragenden Blick eines Kindes bei den Experimenten.

Ich genieße dieses Spielerische, dieses Unperfekte, die Neugier. Und das ist auch das, was ich aus dem Playdate I mitnehmen, mir bewahren möchte. Der Weg ist das Ziel, habe nicht immer vorgefertigte Antworten (Bilder), sondern frage, staune.

Allerdings muss ich feststellen, dass ich an so mancher Komfortzone nicht gekratzt habe, so z. B. an Nacht-Fotografie, denn wenn es so spät dunkel wird wie im Moment, mag ich nicht noch in die Stadt fahren. Was ich auch nicht gemacht habe: Fotografieren bei Hamburger Schietwetter. Hola! Der Schweinehund hat die Umsetzung geschickt zu verhindern gewusst, aber es ist notiert ;-).

 

Logo Playdates

 

21 Antworten zu Playdate I – Ergebnisse und Auswertung

  1. hansekiki sagt:

    Moin Conny,
    man muß sich ja nicht gleich an allen Herausforderungen abarbeiten 😉
    Ich finde diese Serie sehr beeindruckend, auch aufgrund deiner persönlichen Einblicke in das „warum und wieso“. Was sich für mich durch alle „Aufgaben“ begleitet, ist dein Spiel mit der Unschärfe. Das behalte bitte auch bei 😉
    Infrarot ist natürlich sehr unkomfortabel, da gebe ich dir recht. Ich hatte ähnliche Ergebnisse mit einem Filter von Heliopan und habe gedacht, ich bekomme das nie hin… Gut, jetzt habe ich erst einmal ausgesorgt 😉 Was mich persönlich an dem Bild stutzen läßt, ist die Helligkeit von Himmel und Wasser. Ich weiß, wie gerne du den blauen Infrarothimmel magst, nur hier ist durch die Bearbeitung auch der „Wood-Effekt“ fast verschwunden. Wenn die D810 das nicht besser hinbekommt, ist es vielleicht besser, das Thema erst einmal weit nach hinten zu schieben. Witzig finde ich, daß du hier die Bewegungsunschärfe vermisst, ich bin froh, daß ich dieses Dilemma bei Infrarot nicht mehr habe. Mit den Wolken geht es mir bei der klassischen Langzeitbelichtung ähnlich. So richtig fluffig hab ich die auch noch nicht hinbekommen. Viel Aufwand für eine einzige Aufnahme 😉 Es hängt auch viel vom Kontrast des Himmels ab. Da bietet sich vielleicht ein Versuch mit tiefer stehender Sonne an und natürlich mehr Wind 😉
    Deine Selbstporträts finde ich sehr kreativ und mutig. Ausnahmslos gelungen. Hier wäre ich sofort aus dem Projekt ausgestiegen. 😀
    „Experimente“ finde ich klasse, an der Fülle der verschiedenen Aufnahmetricks merkt man einfach auch, daß dir dieses Thema sehr viel Spass gemacht hat. So viele Ideen auf einen Haufen!

    Bin schon gespannt, was du als nächstes hervorzauberst.
    LG kiki

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      Moin Kiki, aus dem IR war nichts rauszuholen. Nun ist es ja auch vor einigen Wochen entstanden, da war noch nicht so viel Laub an den Bäumen. Dennoch merkte ich gleich bei der Setzung des WB und dem Kanaltausch, dass das Ausgangsmaterial sich ganz anders verhält als gewohnt. Aber einmal werde ich es noch bei knalliger Sonne auf sattem Grün probieren :-). Ansonsten soll die kleine Fuji ganz prima mit einem IR-Filter arbeiten und die Ergebnisse lassen sich sehen. Wenn mir das auch nicht gefällt, geht die D300 zum Umbau.
      Ja, wie ich die Aufgabe des nächsten Spiels lösen werden, darauf bin ich auch gespannt, aber ich darf noch nichts verraten :-).
      LG,Conny

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  2. Frau Doktor sagt:

    Ich finde das wirklich toll, was Du gemacht hast. Deine Ideen wirklich genial, die Ergebnisse sehr interessant. Vielleicht kann ich die ein oder andere Idee mal aufgreifen. Im Moment bin ich noch lange nicht so weit und bin noch gar nicht offen für solche Experimente und überhaupt im Bereich Fotografie. Aber ich stresse mich auch nicht damit, jetzt habe ich gerade andere Prios… aber um so mehr bin ich von Deinen Ergebnissen begeistert. Mir gefällt auch besonders die Unschärfe, das mit den Selbstportraits finde ich wirklich super interessant und mutig 😉 da bin ich auch eher vorsichtig, aber ich bin da technisch auch noch weit von Dir weg. Alles in allem super interessant.
    Liebe Grüße
    Marion

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    • Verfasser

      Hallo Marion, es freut mich, dass du das Projekt so interessant findest.Katrin und ich fänden es auch schön, wenn unser Projekt andere Fotografen anregt, das eine oder andere in die eigenen Überlegungen einfließen zu lassen, aber da wir zu zweit spielen, werden wir davon vermutlich nichts erfahren ;-).
      LG, Conny

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  3. Stefan sagt:

    Hallo Conny,
    mir ist noch in guter Erinnerung, aus deinem ersten Posting, das Zitat: „Kreativität bedeutet aber nicht, die gewohnten Strukturen und Pfade weiter auszutreten, sondern sich dem Wagnis zu stellen, neue Wege zu gehen.“ (Robert Mertens)
    Bei diesen kreativen künstlerischen Prozessen ist eine Bewertung zweitrangig, da es ein fortlaufender Prozess ist. Du solltest dich damit wohl fühlen und diesen Eindruck vermittelst du auch. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist noch Raum für weitere „Wagnisse“ fernab der Komfortzone da. Chapeau. Ein Wechsel der Perspektive, z.B. Gegensätze heraus arbeiten, Selbstportraits, Scharf/Unscharf, Licht und Schatten…ist immer wieder erfrischend. Für mich sind deine Arbeiten ebenso inspirierend wie deine Gedanken bereichernd und interessant sind. Mach bitte gern weiter so und behalte dir die Freude dabei und auf weitere kreative „Playdates.“
    Liebe Grüße,
    Stefan

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  4. Hallo Conny,
    na, es rentiert sich, die Komfortzone zu verlassen – aber bei Mistwetter mit Kamera rauszugehen: dass du das erst mal rausgeschoben hast, kann ich verstehen. Da können sicher tollste Bilder entstehen, aber es ist auch extrem anstrengend, da zu fotografieren. Ich habe mich das bisher auch nicht getraut.
    Ansonsten finde ich das Projekt toll – es sind wunderbare künstlerische Fotos entstanden. Mir gefällt nicht alles, aber gerade Unschärfe, Experimente und Schatten finde ich sehr reizvoll. Mit Unschärfe und Panning, das weißt du ja, habe ich auch schon viel rumprobiert. Bei dem ersten Bild auf dieser Seite musste ich auch an eines von mir denken, das so ähnlich aussieht, was die Bewegungsunschärfe und die Bäume angeht. Schau dir mal Foto 2 und 3 der Galerie hier an: http://ulfcronenberg.macbay.de/fotoblog/2011/04/24/panning-2-bilder-von-der-rhoen/.
    Mach weiter so, ich bin gespannt, was noch rauskommt.
    Liebe Grüße, Ulf

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    • Verfasser

      Hallo Ulf, durch das Ansehen der verlinkten Fotos bin ganz davon abgekommen, dir zu antworten :-(. Sehr schön und konsequenter als meine :-).

      Man denkt zunächst, es bewegt sich nichts und doch passiert etwas, was man am Anfang noch nicht greifen kann. Und sie bewegt sich doch ;-).

      LG, Conny

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  5. Paleica sagt:

    schöne ergebnisse die für dich ja auch interessant zu sein scheinen 🙂 ich mag besonders die blätter aus der ersten galerie, die bokehspielereien und – wie könnte es anders sein – die spiegelungen im wasser 🙂 diese dinge finde ich auch immer wieder interessant und beleuchten doch irgendwo einen ganz anderen aspekt der fotografie als das „streben nach perfektion“, das man ja sonst so gern tut

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  6. juergen61 sagt:

    Hallo Conny,
    die Selbstportraits sollten Du meiner Meinung nach weiterverfolgen…vielleicht ein Bild jeden Monat so das am Ende eine …Jahresbilanz…dabei entsteht ?
    Es gab vom Fotografen Christian Vogt ein tolles Buch über eine Frau die er über Jahre immer wieder fotografiert hat…immer vor demselben Hintergrund, ich glaube fast 20 Jahre…eine tolle Idee.
    Lieber Grus, Jürgen

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    • Verfasser

      Hmm, vielleicht und wenn nur für mich selbst ;-). In diese Richtung gibt es viele Serien, so z. B. über Kinder, Geschwister, Zwillinge…. Eine Serie über eine Frau jenseits der 50 bis 70 ist mir nicht bekannt.
      Dabei muss ich gerade an ein knackiges Frauenportrait von dir denken, welches mich sehr beeindruckt hat, nachhaltig.

      Danke für deine Anregung und liebe Grüße!

      Conny

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  7. Julia sagt:

    Liebe Conny, das ist ein schöner Beitrag. Ehrlich, spannend und inspirierend. Ich freue mich schon auf die Ergebnisse vom nächsten Date. Liebe Grüße ,julia

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